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VDE
01.01.2019 Anwendungsregel

Engere Zusammenarbeit an der Schnittstelle von Übertragungs- und Verteilnetz (VDE-AR-N 4141-1)

Künftig werden Netzbetreiber über die Spannungsebenen in der Netz- und Systemführung zunehmend enger zusammenarbeiten. Die Anwendungsregel „Schnittstelle Übertragungs- und Verteilnetze“ (VDE-AR-N 4141-1) definiert dafür neue Regeln.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Leitstellen und Netzplaner der Netzbetreiber arbeiten über die Spannungsebenen zunehmend enger zusammen.
  • Kernpunkt der künftigen Zusammenarbeit ist eine stärkere Abstimmung und Information als bisher.
  • Entwurf der Anwendungsregel gestaltet drei Europäische Network Codes für Deutschland aus: Demand Connection (DCC), Emergency and Restoration (ER)

Die Energiewende führt dazu, dass neue Erzeugungsanlagen vorwiegend in den Verteilnetzen angeschlossen werden. Eine Folge ist, dass Netzbetreiber über die Spannungsebenen hinweg enger zusammenarbeiten müssen, um das System weiter sicher zu betreiben. Gleichzeitig gilt weiterhin der Grundsatz, dass jeder Netzbetreiber für sein Netz verantwortlich ist. Die Übertragungsnetzbetreiber tragen außerdem weiter die Systemverantwortung in ihrer Regelzone. In diesem Spannungsfeld braucht es erweiterte Regeln für eine Zusammenarbeit zwischen Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern im operativen Betrieb der Netze. Auch die neuen Anforderungen der europäischen Network Codes Demand Connection (DCC) und Emergency and Restoration (ER) betreffen die Zusammenarbeit der Netzbetreiber und müssen national ausgestaltet werden.

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) hat dazu die Anwendungsregel „Technische Regeln für den Betrieb und die Planung von elektrischen Netzen – Teil 1: Schnittstelle Übertragungs- und Verteilnetze“ (VDE-AR-N 4141-1) erstellt.

Die Schnittstelle zwischen Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber gewinnt an Bedeutung. Im Fokus stehen dabei:

  • mittelfristige Netzplanung
  • geplante Abschaltungen im täglichen Netzbetrieb
  • gegenseitiger Austausch von aktuellen Netzzustandsinformationen
  • klare Priorisierung bei gegenläufigen Steuersignalen

Dazu sind ein intensiver Informationsaustausch bzw. Abstimmungen oder Festlegungen notwendig. Die Anwendungsregel definiert die dazu erforderlichen Prozesse und den konkreten Datenumfang.

Zielgruppen

  • Übertragungsnetzbetreiber
  • Verteilnetzbetreiber (öffentliche und nicht-öffentliche) mit direkter Verbindung zu Übertragungsnetzbetreibern
  • große Netznutzer

Nutzen und Verbesserung

Aus der mittelfristigen Netzplanung (ein bis drei Jahre) ergeben sich die erforderlichen Neu- und Umbauprojekte. Für deren Umsetzung müssen an der Schnittstelle frühzeitig die Bauprojekte und der Einsatz einzelner konkreter Netzbetriebsmittel (z. B. zur Blindleistungskompensation) abgestimmt werden. Zudem müssen die konkreten Schritte beim Bauablauf, z. B. Zeitpunkt und Umfang der notwendigen Abschaltungen, gemeinsam geplant werden.

Die Anwendungsregel verankert erstmals die Pflicht, dass vor- und nachgelagerte Netzbetreiber einen Netzzustandsmonitor einrichten, den der jeweils andere einsehen kann. Die Umsetzung muss innerhalb von zwei Jahren nach Inkrafttreten der Anwendungsregel erfolgen.

Bei gegenläufigen Steuersignalen zur Gewährleistung der Netz- und Systemsicherheit gibt es künftig klare Prioritäten. Wenn zum Beispiel der Verteilnetzbetreiber Anlagen aufgrund von Engpässen abregeln muss, kann der Übertragungsnetzbetreiber keine bzw. nur eingeschränkte Systemdienstleistungen, wie zum Beispiel Regelenergie, von diesen Anlagen abrufen. Auch für die Durchführung anderer Maßnahmen legt die neue Anwendungsregel klare Prioritäten fest.

Die Anwendungsregel VDE-AR-N 4141-1 ersetzt Teile des Transmission Code 2007 und des Distribution Code 2007. Sie setzt gleichzeitig Anforderungen aus den drei Europäischen Network Codes „Demand Connection“, „Emergency and Restoration“ sowie „System Operation Guideline“ um. Ergänzend dazu ist eine Anwendungsregel zu den Schnittstellen zwischen Verteilnetzbetreibern in Vorbereitung.

Die Anwendungsregel ist Teil der Aktivitäten von VDE FNN, den jederzeit sicheren Systembetrieb bei steigender Aufnahme von Strom aus erneuerbaren Energien sicherzustellen.