Das Wichtigste in Kürze
- Im Zielsystem sollen Steuerungsmaßnahmen für flexible Kund*innen in der Niederspannung auf den digitalen Netzanschlusspunkt wirken.
- Die Konfiguration und Koordination von langfristigen Steuerungsvorgaben erfolgt über die Marktkommunikation nach den Vorgaben der Bundesnetzagentur.
- Ad-hoc-Steuerungsvorgaben werden über technische Schnittstellen übertragen, die von VDE FNN spezifiziert werden.
- Um das Zusammenwirken unterschiedlicher Steuerungsvorgaben zu regeln, wird eine Koordinierungsfunktion benötigt. Die Koordinierungsfunktion muss beim Verteilnetzbetreiber verortet sein und wird in diesem Dokument in ihren Eckpunkten umrissen.
- Der Betrieb der Steuerbox ist der Marktrolle Messstellenbetreiber zuzuordnen und wird durch die Funktion des Steuerbox-Administrators gewährleistet.
- Die Aufteilung in Koordinierungsfunktion und Steuerbox-Administrators ist neben der Aufgabenteilung auch technisch notwendig.
- Das VDE FNN Konzept unterstützt die stufenweise Umsetzung der Steuerung. Die Einführung des Konzepts ist auf Basis des heutigen technischen Standes schon möglich, sodass ein Einstieg in die Steuerung unmittelbar ermöglicht wird.
Das „Gesamtkonzept zur Steuerung mit intelligenten Messsystemen“ bündelt die Arbeitsergebnisse mehrerer Projektgruppen des VDE FNN. Hierbei werden die Ende-zu-Ende-Prozesse des Steuerns und zugehöriger Informationen unter Berücksichtigung der Kommunikation aller Beteiligten und der gesetzlichen Anforderungen betrachtet.
Das Konzept ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum digitalen, flexiblen und weiterhin zuverlässigen Energiesystem. Es zeigt unter anderem auf, wie die Steuerung von Erzeugungs- und Verbrauchseinrichtungen sicher gelingen kann und wie somit flexible Kundinnen und Kunden als Akteure netzdienlich integriert werden können. Das Gesamtkonzept unterstützt daher unsere Roadmap „Zum Klimaschutznetz bis 2030“ und hilft, das Zielbild „Energiesystem 2030“ zu erfüllen.
Steuerung des digitalen Netzanschlusspunktes
Im Zielbild erfolgt die Steuerung durch Sollwertvorgaben am Netzanschlusspunkt, wodurch die direkte Steuerung von einzelnen Anlagen im Endkundennetz nicht mehr erforderlich wird. Für die Einhaltung der vorgegebenen Sollwerte (Hüllkurve) wird nach dem Netzanschlusspunkt in der Liegenschaft ein Energiemanagementsystem benötigt, welches Erzeugung und Verbrauch intelligent aussteuert, sodass sich Bezug oder Einspeisung am Netzanschlusspunkt innerhalb der erforderlichen Hüllkurve bewegen. Dieser Ansatz wird auch im novellierten § 14a EnWG betrachtet.
VDE FNN Gesamtkonzept ermöglicht präventives und kuratives Steuern
In kritischen Netzsituationen muss ein kuratives Eingreifen durch den Netzbetreiber sichergestellt werden. Ziel ist es jedoch, durch präventive Eingriffe das Stromnetz bestmöglich auszulasten und kurative Eingriffe zu vermeiden. Hierfür werden im Gesamtkonzept des VDE FNN langfristige und kurzfristige Sollwertvorgaben unterschieden und die jeweilige Umsetzung durch Schaltaktionen erläutert. Die Bestellung langfristiger, planbarer Sollwertvorgaben erfolgt im ersten Schritt über den Universalbestellprozess der Bundesnetzagentur. Kurzfristige Sollwertvorgaben werden hingegen über vom VDE FNN definierte ad-hoc-Schnittstellen an die Koordinierungsfunktion (KOF) übermittelt. Voraussetzung hierfür ist, dass im Vorfeld die Steuermöglichkeit eingerichtet ist und die Steuererlaubnis über den Universalbestellprozess eingerichtet wurde.
Die Handlungen in der Niederspannung müssen koordiniert erfolgen
Für einen gleichberechtigten Zugang und eine gesicherte Verfügbarkeit des Stromnetzes für alle Marktteilnehmer/Teilnehmenden wird eine Koordination benötigt. Die im Gesamtkonzept beschriebene Koordinationsfunktion (KOF) realisiert diese Anforderungen, sodass unter Beachtung der Diskriminierungsfreiheit eine bestmögliche Verfügbarkeit des Stromnetzes bereitgestellt werden kann.
Als technisches Äquivalent zum etablierten SMGW-Administrator wird die Aufgabe der Steuergeräteadministration (STB-A) von der Aufgabe der Koordination (KOF) getrennt. Der STB-A gewährleistet dabei den Betrieb der Steuermöglichkeit. Der STB-A ist dabei verantwortlich, dass die Ergebnisse der Koordination auf die FNN Steuerbox aufgebracht werden. Eine erfolgreiche Koordination von Steuerungshandlungen kann nur unter Nutzung und Berücksichtigung aller Möglichkeiten in einem Stromnetzes erfolgen. Die dafür erforderlichen Informations- und Datenquellen sowie Methodiken sind Bestandteile der Systeme eines VNB. Die komplexe Aufgabe Koordination stellt eine hohe Anforderung an Aktualität, Verfügbarkeit und Verarbeitung relevanter Informationen. Das Gesamtkonzept beschreibt die Aufgabe Koordination daher unter den Aspekten einer einfachen, schnellen und effektiven technischen Informationsverarbeitung, der Reduzierung notwendiger Prozesskommunikation und der Verantwortung als Bestandteil eines VNB.
Aktueller Arbeitsstand als Diskussionsgrundlage
VDE FNN unterstützt mit der Beschreibung von standardisierten Schnittstellen und Komponenten im Umfeld des iMS die Interoperabilität, Funktionsqualität und den systemischen Ansatz. Durch Anwendung und Verwendung der Standards wird eine verlässliche Interaktion und Kombination von Gerätetechnik und Systemlandschaft gewährleistet. Die Darlegung eines standardisierten Ende-zu-Ende-Prozesses ist für einen Massenprozess unter Einbindung der Prosumer unerlässlich.
Dieses Papier beschreibt den aktuellen Arbeitsstand zum Gesamtkonzept Steuerung. Mit dem Impulspapier wird Feedback der Branche eingesammelt, welches bei der weiteren Arbeit in diesem Themenfeld berücksichtigt werden soll.
Bitten senden Sie Ihr Feedback bis zum 30.11.2022 an laura.woryna@vde.com