SF6 wird aufgrund seiner hervorragenden elektrischen Eigenschaften seit Jahrzehnten als Isolier- und Lichtbogenlöschgas in der elektrischen Energietechnik eingesetzt. Dabei kommt es vor allem in gasisolierten Schaltanlagen und Geräten wie Leistungsschaltern und Wandlern für Freiluftaufstellung zum Einsatz. Die aktuellen auf der SF6-Technologie basierenden Schaltanlagen und Geräte sind technisch ausgereift, sicher und sehr zuverlässig.
Zunehmend rücken aber die Auswirkungen von SF6 auf das Klima in den Fokus der politischen Diskussion. SF6 weist ein sehr hohes Treibhauspotenzial auf und, falls es in die Atmosphäre gelangt, erfolgt der Abbau sehr langsam.
Im VDE FNN arbeiten Experten von Anwendern und Herstellern an Fragestellungen rund um die Themen der technischen Anwendungen und des Praxiseinsatzes von SF6-freien Alternativen, mit dem Ziel, Transparenz und Akzeptanz bei der Einführung dieser neuen Technologien zu erreichen. Hersteller und Anwender im VDE FNN haben gemeinsam eine Empfehlung für Übergangszeiten erarbeitet, die bei der Überarbeitung der EU-F-Gase-Verordnung berücksichtigt werden sollte, damit alternative Technologien bei gasisolierten elektrischen Betriebsmitteln sicher eingeführt werden können.
Novellierung der EU-F-Gase-Verordnung steht an
Die Europäische Kommission bereitet die Überarbeitung der Verordnung über fluorierte Treibhausgase (Verordnung VO (EU) 517/2014) vor. Der Übergang hin zu alternativen Technologien wird wegen des hohen GWP von SF6 angestrebt, alternativen technischen Lösungen stehen zunehmend zur Verfügung. Hierzu liegen verschiedene Studie und Berichte vor (siehe Verlinkungen).
Bei der Novellierung der EU-F-Gase-Verordnung soll ein schrittweiser Übergang mit angemessenen Übergangszeiten vorgesehen werden.
Angemessene Übergangszeiten berücksichtigen
VDE FNN hat zur Ausgestaltung der Übergangszeiten eine Empfehlung erarbeitet.
Nachfolgend bezeichnet die Übergangszeit den Zeitraum ab dem Geltungsbeginn einer überarbeiteten EU-F-Gase-Verordnung bis zum Inkrafttreten von Maßnahmen, die den Einsatz von neuen SF6-isolierten Betriebsmitteln signifikant einschränken. Die Übergangszeit soll sowohl die bei Herstellern als auch die bei den Anwendern erforderlichen Schritte zur Entwicklung und Einführung neuer gasisolierter Technologien beinhalten. Diese Übergangszeiten wurden für die verschiedenen Anwendungsfälle differenziert bewertet. Durch eine enge Verzahnung der Umsetzungsschritte bei Herstellern und Anwendern können vorhandene Synergien genutzt und die Zeiten so gering wie möglich gehalten werden.
Beispielsweise ist der Übergang zu SF6-freien Anlagen in der primären Verteilebene bis 24 kV bis Ende 2027 möglich, wenn eine neue EU-F-Gase-Verordnung ab Anfang 2023 gelten würde.