Das Wichtigste in Kürze
- Die vom VDE FNN koordinierte Testphase zur Einführung intelligenter Messsysteme überprüft die Praxistauglichkeit und das Zusammenwirken fast aller aktuell am Markt erhältlichen Komponenten.
- In Labortests wurde für rund 45 % der Testfälle ein positives Ergebnis erreicht, rund 25 % waren wegen fehlender Voraussetzungen nicht durchführbar, weniger als 5 % sind fehlgeschlagen.
- Die Testphase ist sehr aufwendig, aber dringend notwendig.
- Für branchenweiten Rollout müssen Geräte und Prozesse weiter optimiert werden.
Die bevorstehende Einführung intelligenter Messsysteme ist aufgrund der Neuentwicklung von Geräten und Prozessen eine komplexe Aufgabenstellung. Vor einem breiten Rollout braucht es eine aufwendige Qualitätssicherung, um ausgereifte Geräte in den Markt zu bringen. Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) hat dazu 2015 eine koordinierte Testphase zur Einführung intelligenter Messsysteme gestartet. Es handelt sich um den größten branchenweiten Praxistest für neue Komponenten, deren Einführung im Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende geregelt ist. Die Ergebnisse der ersten Teststufe (Labortests) liegen jetzt vor.
Betrachtet wurde das Zusammenwirken der Systemkomponenten eines intelligenten Messsystems, bestehend aus moderner Messeinrichtung, Smart-Meter-Gateway und Gateway-Administrator. Zum Test standen 13 verschiedene Kombinationen dieser Komponenten und damit ein Großteil der derzeit am Markt erhältlichen Produkte zur Verfügung.
Ziel der Labortests war, das Maß der Interoperabilität der Systemkomponenten zu ermitteln. Über ein Jahr wurden 101 definierte Testfälle an Geräten und vor allem an den verschiedenen Gerätekombinationen geprüft. Insgesamt wurden so 2.222 Tests durchgeführt. 45 % der Testfälle verliefen positiv, rund 25 % waren wegen fehlender Voraussetzungen nicht durchführbar, weniger als 5 % sind fehlgeschlagen. Somit war die Mehrzahl der Tests erfolgreich.
Die Ergebnisse zeigen:
- Die grundsätzliche Funktionalität verschiedener Konfigurationen wurde nachgewiesen.
- Die erforderliche Marktreife für einen branchenweiten Rollout ist noch nicht erreicht.
- Auf dem Weg zu Plug & Play bleibt noch viel zu tun, denn eine Interoperabilität ist noch nicht erreicht.
Die erzielten Resultate machen weiter deutlich, wie notwendig diese aufwendigen Tests sind. Die Labortests waren von einer starken Weiterentwicklung von Geräten und Anwendungen geprägt. Da die Zertifizierungsumgebung behördenseitig noch nicht vorliegt, musste eine Vielzahl von Workarounds definiert werden. Grundsätzliche Funktionalität der Systemkomponentenkette wurde nachgewiesen. Eine Interoperabilität im Sinne einer „Plug & Play“-Lösung ist noch nicht erreicht. Da alle Teile der Systemkomponentenkette einschließlich der Schnittstellen vollkommen neu entwickelt werden, war absehbar, dass die dringend benötigte Interoperabilität der Systemkomponenten eines intensiven Entwicklungsprozesses bedarf.
Die Durchführung der koordinierten Testphase erfolgt in einem Konsortium aus VDE FNN und 16 Unternehmen der Energiewirtschaft. Da auch Kooperationspartner und Lieferanten eingebunden sind, werden fast alle derzeit am Markt erhältlichen Systeme und Komponenten getestet. Dabei erfolgt kein Vergleichstest. Die gewonnen Erkenntnisse werden intensiv mit relevanten Behörden und Herstellern diskutiert und fließen unmittelbar in die Standardisierung beim VDE FNN ein. Die zweite Stufe der Testphase besteht aus kleinen Feldtests. Sie ist bereits gestartet und wird voraussichtlich im Sommer 2017 abgeschlossen.
Zielgruppen
- Messstellenbetreiber: erhalten einen präzisen Einblick in den technischen Stand der verfügbaren intelligenten Messsysteme und zur Interoperabilität der verschiedenen Komponenten
- Hersteller von Messsystemen: erhalten wertvolle Informationen zur Weiterentwicklung ihrer Produkte
Nutzen
Insgesamt kann das Ergebnis der Labortests als positiv bewertet werden. Es zeigt, dass die Hersteller der Geräte und Anwendungen rasche Fortschritte in der Umsetzung der Funktionen und Schnittstellen nach FNN Lastenheften machen. Die Phase Labortest war von einer starken Weiterentwicklung geprägt, da die Beteiligten nicht von Beginn an von final definierten Spezifikationen und Zertifizierungsumgebungen ausgehen konnten. Die grundsätzliche Funktionalität der Systemkomponentenkette wurde nachgewiesen. Das Ziel, die Interoperabilität im Sinne einer „Plug & Play“-Lösung, ist jedoch noch nicht erreicht. Die Tests sind aufwendig, die Ergebnisse zeigen aber schon jetzt deutlich, wie notwendig Interoperabilitätstests sind.