Ausgangslage: Die vom Gesetzgeber angestoßene Liberalisierung des Energiemarkts trifft auf ein überaus heterogenes Geflecht von Messstellen- und Verteilnetzbetreibern sowie weitere Marktpartner, die wiederum auf eine Vielzahl untereinander inkompatibler Messgeräte und -verfahren zugreifen. Derzeit (Stand: 2008) werden in Deutschland zur Erfassung elektrischer Energiemengen ca. 350.000 Lastgangzähler eingesetzt. Diese sind bezüglich ihrer technischen Ausführungen und Datenprotokolle nur unzureichend standardisiert.
Mit dem Projekt zur Entwicklung des taktsynchronen Lastgangzählers sollen zukunftsorientierte technische Standards mit Qualitätssiegel für Lastgangzähler geschaffen werden. Wesentliches Ziel ist dabei die wirtschaftliche Umsetzung geltender Gesetze und Verordnungen sowie der regulatorischen Anforderungen im liberalisierten Markt.
Dabei steht die grundlegende Neuentwicklung eines modularen Messsystems zur Erfassung elektrischer Energie bei Gewerbe- und Industriekunden im Mittelpunkt. Darüber hinaus ist beabsichtigt, mit der Entwicklung der Messeinrichtung einen auf moderner Kommunikationstechnologie basierenden einheitlichen Standard zu setzen. Geräte, die diesem Standard entsprechen, erhalten nach bestandener Konformitätsprüfung ein Qualitätssiegel.
Die Kernanforderungen an die Messeinrichtung:
- Der neue Standard betrifft die technische Ausführung der Geräte in elektrischer, mechanischer und datentechnischer Hinsicht.
- Die Prozesse zur Verbrauchsdatenbeschaffung über diese Geräte sind unter Verwendung eines modularen Konzepts und Einsatz zukunftsorientierter Kommunikationswege wie IP-Telemetrie standardisiert.
- Rationalisierungspotenziale bei Montage, Inbetriebsetzung, Wartung, Datenkommunikation und -verarbeitung werden in technisch/wirtschaftlich sinnvollem Umfang ausgeschöpft.
- Reduzierung der Funktionalität vor Ort (zum Beispiel keine Tarifierung, keine Maximumbildung), um hohe Organisationskosten durch technischen Aufwand in den Prozessen zu vermeiden.
Vorteile des SyM2:
- Die echtzeitnahe Bereitstellung der Energieverbrauchsdaten ermöglicht die Entwicklung innovativer Energie- und Lastmanagementverfahren in der Industrie.
- Die technischen Spezifikationen für die Geräte und Protokolle stehen lizenzfrei zur Verfügung.
- Durch den modularen Aufbau und die grundlegende Neuentwicklung des Gesamtsystems werden systemimmanente Fehlerquellen minimiert.
- Dadurch werden neue Möglichkeiten geschaffen, um bislang unwirtschaftliche Maßnahmen zur rationellen Energieverwendung in der Industrie zu erschließen.
- Das Qualitätssiegel garantiert, dass nur Geräte, die den Konformitätstest erfolgreich bestehen das Siegel erhalten.
- Das neue Konzept ist auch für die Erfassung von Gas-, Wasser- oder Wärmemengen anwendbar.
Ziel ist es, ein transparentes System zur Vergabe und Verwaltung von Qualitätssiegel vorzubereiten. Dazu soll das Expert*innennetzwerk "Konformität von Messsystemen" (MeKo) bestehende Spezifikationen zentral verwalten und weiterentwickeln bzw. die Weiterentwicklung anstoßen. Ergänzend wird sie technische und organisatorische Rahmenbedingungen zur Wahrung der Konformität durch Einsatz entsprechender Konformitätstests definieren und deren Ergebnisse veröffentlichen. Damit soll die langfristige Investitionssicherheit bei den Anwendern hinweg ermöglicht werden.
Insbesondere sind folgende Aufgaben zu bewältigen:
- Verantwortung für die Konformitätstests zur Vergabe des SyM2-Markenzeichens
- Technische Abstimmung mit DKE, DVGW, FIGAWA, ZVEI
- Abstimmung mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und der Arbeitsgemeinschaft Mess- und Eichwesen (AGME)
- Pflege und Weiterentwicklung des SyM2-Pflichtenheftes
- Freigabe der Testtools mit der die o.a. Aufgaben durchgeführt werden dürfen