Verteilnetzbetreiber sollen zukünftig auf Basis von möglichst vielen, tatsächlich gemessenen Werten entscheiden, wo sie zur Vermeidung von kritischen Engpässen steuernd in ihre Netze eingreifen müssen – strangscharf und quasi in Echtzeit. Die Erfüllung dieser Aufgabe stellt Verteilnetzbetreiber vor enorme Herausforderungen. Es liegt auf der Hand, dass eine große Menge an Messwerten auszuwerten ist, die Informationen über Netzlast und die Auslastung einzelner Betriebsmittel liefern. Darüber hinaus wird es aber auch auf Statistik und Hochrechnungen ankommen, die aus Messwerten ein Gesamtbild machen. Denn eine Ausstattung aller Netzanschlüsse und aller relevanten Betriebsmittel (Trafostationen, Kabelverteiler, Muffen, und vieles mehr) ist fernab von betriebswirtschaftlichen und logistischen Realitäten.
Beauftragung einer VDE FNN Studie zur standardisierten Durchführung von Netzzustandsermittlungen in der Niederspannung
Um eine Entscheidung zu treffen, ob in einem konkreten Netzbereich ein kritischer Engpass unmittelbar bevorsteht, müssen Verteilnetzbetreiber also jederzeit und in sehr hoher Auflösung den Zustand ihrer Netze ermitteln. Die Qualität dieser Ermittlung hängt im Wesentlichen von den installierten Messstellen und der angewandten Mathematik ab. Bereits heute bestehen dazu schon zahlreiche Erfahrungen aus wissenschaftlichen Untersuchungen und praktischen Feldtests von Verteilnetzbetreibern.
Die auf Grundlage des ermittelten Netzzustandes getroffenen Entscheidungen können erhebliche finanzielle und praktische Auswirkungen auf Endkunden haben. Aus diesem Grund hat die BNetzA in ihrer Festlegung zur Ausgestaltung von Paragraf 14a EnWG gefordert, dass die Ermittlung der objektiven Erforderlichkeit einer Maßnahmen nach aktuellem Stand der Technik zu erfolgen hat. VDE FNN ist hier gefordert, entsprechende Regeln der Technik zu definieren und gemeinsam mit der BNetzA den Weg zum Ziel zu definieren. Aus diesem Grund wird VDE FNN zukünftig die Studie "Standardisiertes Vorgehen für die Durchführung von Netzzustandsermittlungen auf Basis von Echtzeit-Messwerten in der Niederspannung" durchführen. In diesem lenkungskreisübergreifenden Projekt und mit Hilfe von externer, wissenschaftlicher Expertise werden zunächst die bisherigen Erfahrungen zu der Problematik mittels einer Meta-Studie systematisch ausgewerten und folgend geeignete, praxistaugliche Empfehlungen für Netzzustandsermittlungen gemäß Tenorziffer 2 e und g sowie Ziffer 2.6 der Anlage 1 der „Festlegung zur Durchführung der netzorientierten Steuerung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen nach § 14a EnWG“ der BNetzA abgeleitet bzw. ermittelt. In diesem Zusammenhang wird auch eine neue Projektgruppe gegründet, für die noch tatkräftige Unterstützung gesucht wird.
Wenn Sie an einer Bearbeitung der Studie interessiert sind, senden Sie bitte ein entsprechendes Angebot per Mail an Christine Kaufmann und Laura Woryna unter Berücksichtigung der ergänzenden Festlegungen bis zum 08.01.2024 zu. Begrüßt wird ein gemeinsames Angebot aus technischer und energiewirtschaftlicher Sicht. Dazu ist auch die Bildung eines Konsortiums ausdrücklich erwünscht.