Wetterentwicklung
Anzeichen für aufziehende Gewitter sind Haufenwolken, die anfangs wie Blumenkohl oder Zuckerwatte aussehen und sich dann zu Wolkentürmen entwickeln können. Auch Schwüle mit aufkommendem Wind, Donner, Wetterleuchten und fallender Luftdruck deuten auf ein herannahendes Gewitter hin.
Blitze kann man sehen und hören. Die Entfernung eines Gewitters lässt sich grob berechnen, indem man die Sekunden zwischen dem Blitz, dessen Licht sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, und dem Donner, der mit der langsameren Schallgeschwindigkeit unterwegs ist, durch drei teilt; das ergibt den Abstand zwischen dem Blitzeinschlag und dem Aufenthaltsort in Kilometern.
Nahes Gewitter
Für Personen im Freien geht die größte Gefährdung vom direkten Blitzeinschlag aus. Daher muss der Aufenthalt in Bereichen, die aus technischer Sicht keinen Schutz vor direktem Blitzeinschlag bieten, für den gesamten Zeitraum eines nahen Gewitters unterbleiben.
Als nahe Gewitter gelten die Gewitter, die unmittelbar über dem Aufenthaltsort stattfinden. Allerdings treten Blitze auch aus der Gewitterwolke aus und schlagen erst einige Kilometer vom Rand der Gewitterwolke entfernt im Boden ein. Die Beobachtung von Blitzen mit Hochgeschwindigkeitskameras hat gezeigt, dass Blitze eine Entfernung von 5 km und mehr horizontal zwischen Gewitterwolken und Einschlagspunkten auf dem Boden überbrücken können; das entspricht in etwa 15 Sekunden zwischen Blitz und Donner. Daher gelten Entfernungen ab 10 Kilometern als sicher. Schlägt also ein Blitz im Umkreis von 10 Kilometern oder weniger um den Aufenthaltsort ein, gilt ein Gewitter als nah.
Die Sichtweite im Freien beträgt bei ebenem Gelände und klarer Sicht 10 km und mehr; herannahende Gewitter können mit dem Auge wahrgenommen werden; dass bei diesen Entfernungen Donner gehört wird (30 Sekunden und mehr zwischen Blitz und Donner), ist eher unwahrscheinlich.
Im städtischen Umfeld oder hügeligem Gelände ist die Wahrnehmung eines Gewitters mit Augen und Ohren erst in wenigen Kilometern Entfernung möglich.
Eine technische Unterstützung der Wahrnehmung von Blitzen bieten Wetterdienste oder Blitzinformationsdienste. Blitze senden ähnlich wie Radiosender elektromagnetische Wellen aus, die mit speziellen Empfängern gemessen werden können. Die Auswertung mehrerer Signale ermöglicht es, den Zeitpunkt des Einschlags, den Einschlagspunkt auf wenige hundert Meter genau sowie die Stromstärke des Blitzes anzugeben. Messsysteme dieser Art sind bereits seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz.
Neben der reinen Darstellung von Blitzmessungen in Karten und Tabellen haben sich Blitzwarndienste etabliert. Diese informieren automatisiert über ein nahes Gewitter z.B. per SMS, E-Mail oder App (z.B. DWD Warnwetter App).
Dauer eines nahen Gewitters
Mit dem ersten Blitz im Umkreis von 10 km gilt ein Gewitter als nah und damit als gefährlich. Solange es weitere Blitzeinschläge in diesem Umkreis gibt, ist das Gewitter ebenfalls "nahe". Doch wann ist ein Gewitter nicht mehr nah, sondern fern?
Um eine Personengefährdung sicher auszuschließen, gilt die Empfehlung, sich dann erst wieder im Freien aufzuhalten, wenn eine halbe Stunde lang kein Blitzeinschlag im Umkreis von 10 km um den Aufenthaltsort festgestellt wurde. Erst dann ist ein nahes Gewitter vorbei.
Lokales Gewitter
Alle bisher beschriebenen Empfehlungen basieren auf der Wahrnehmung bzw. Messung von Blitzen, die stattgefunden haben. Dies betrifft Gewitterfronten, die großräumig über das Land ziehen, aber auch kleinere Gewitter, die sich in einiger Entfernung gebildet haben.
Lokale Gewitter hingegen können im Sommer an quasi jedem Ort entstehen, vor allem am Nachmittag und Abend. Dann geht bereits vom ersten Blitz eine Personengefährdung aus, ohne dass Augen, Ohren, ein Wetter- oder Blitzinformationsdienst diesen hätten zuvor wahrnehmen können.
Deshalb muss im Sommer zusätzlich das Wetter in Hinblick auf die Bildung lokaler Gewitter beobachtet werden. Diese sind an folgenden Wetterphänomenen zu erkennen:
- hohe Luftfeuchtigkeit (Schwüle),
- schnell zunehmende dunkle Bewölkung,
- plötzlich auftretende Windböen.