(24.06.2024, Berlin/Frankfurt a. M.) Für den Ausbau der erneuerbaren Energien müssen auch neue Stromleitungen gebaut werden. Überlandleitungen bedeuten aber meistens einen Einschnitt in die Natur. Doch Betriebssicherheit und Umweltschutz müssen sich nicht ausschließen. Um das Trassenmanagement umweltverträglicher zu gestalten, hat das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) jetzt erstmals eine Umsetzungshilfe zum ökologischen Trassenmanagement erarbeitet. Als Fachkreise waren auch der NABU, die DUH und das Bundesamt für Naturschutz beteiligt. Der VDE FNN Hinweis Ökologisches Trassenmanagement – Rahmenbedingungen, Handlungsfelder, Maßnahmen dient Netzbetreibern als Informationsgrundlage für die Trassenpflege. Auch Bestandstrassen, die den Großteil der Trassen ausmachen, können mit Hilfe des neuen Hinweises lebenswerter für Tiere und Pflanzen gestaltet werden.
Im Einklang mit der Natur: Neue Initiative fördert nachhaltige Biotoppflege entlang von Stromtrassen
Risiko für Stromversorgung durch zu viel Bewuchs oder umstürzende Bäume
Für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung hat die Leitungs- und Betriebssicherheit oberste Priorität. Es gilt, das Risiko von Stromausfällen zum Beispiel durch umstürzende Bäume zu vermeiden. Beim Trassenmanagement kontrollieren Netzbetreiber die Stromleitungstrassen regelmäßig und pflegen den Bewuchs.
Maste und Leiterseile müssen zugänglich bleiben, damit Wartungsarbeiten ohne weiteren Aufwand oder sonstige Trassenpflege durchgeführt werden können. Im Havariefall müssen Maste und Leiterseile ohne größeren Aufwand erreichbar sein.
Reptilien und Trockenrasen: Licht und Wärme liebende Arten auf der Stromtrasse
Der neue Hinweis zum ökologischen Trassenmanagement zeigt erstmals auf, wie Betriebssicherheit und Naturschutz Hand in Hand gehen können. Empfohlen werden Maßnahmen für bestehende Trassen sowie Neu- und Ersatzneubauten. Außerdem wird der Begriff „ökologisches Trassenmanagement“ definiert und vom „konventionellen Trassenmanagement“ abgegrenzt. Fallbeispiele, die bereits bei einigen Netzbetreibern umgesetzt sind, werden aufgelistet und als Übersicht zur Verfügung gestellt. Der Beispielkatalog zeigt, wo artenreiche Trassenbiotope geschaffen werden konnten. Durch gezielte schonende Gehölzentfernung können Trassen bewusst so gestaltet werden, dass Lebensräume für Licht und Wärme liebende Arten entstehen. Eine weitere Möglichkeit ist, niedrige Sträucher und Bäume so weit wie möglich stehen zu lassen. In einem Beispiel hat auf einer Strecke von rund zwei Kilometern eine Ziegenherde erfolgreich die jährliche Pflege übernommen.
Erfolgreiche Naturschutzmaßnahmen dürfen den künftigen Netzbetrieb nicht erschweren
VDE FNN Geschäftsführerin Heike Kerber: „Stromtrassen bedeuten immer auch Einschnitte in die Umwelt. Gleichzeitig bieten Trassen Chancen für die Artenvielfalt. Ökologisches Trassenmanagement fördert die Ansiedlung vielfältiger Arten, schützt Boden und Nützlinge und stellt die Betriebssicherheit der Leitungen sicher. Für die breite Akzeptanz und Anwendung des ökologischen Trassenmanagements bei Netzbetreibern kommt es darauf an, dass erfolgreiche Maßnahmen, wie Ansiedlung seltener Arten, nicht den künftigen Netzbetrieb behindern.“
Über VDE FNN
Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) entwickelt die Stromnetze vorausschauend weiter. Ziel ist der jederzeit sichere Systembetrieb mit 100 Prozent erneuerbaren Energien. VDE FNN macht innovative Technologien praxistauglich und gibt Antworten auf netztechnische Herausforderungen von morgen. Hier arbeiten verschiedene Fachkreise mit unterschiedlichen Interessen gemeinsam an Lösungen. Mitglieder sind über 480 Hersteller, Netzbetreiber, Versorger, Anlagenbetreiber, Behörden und wissenschaftliche Einrichtungen.
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