Die Lücke zwischen Absolvent*innenzahlen und dem steigenden Bedarf an Elektroingenieur*innen nimmt dramatische Ausmaße an. Zu diesem Ergebnis kommt die neue VDE Studie „Arbeitsmarkt 2022 – Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure: Zahlen, Fakten, Schlussfolgerungen“. Dr. Michael Schanz, Autor der Studie und Leiter des VDE Fachausschusses Studium, Beruf und Gesellschaft, erklärt: „Auf der einen Seite haben wir Wachstum des Arbeitsmarktes und Folgen des demografischen Wandels, auf der anderen Seite mangelndes Interesse am Studium und Probleme mit der erfolgreichen Ausbildung von Studierenden. Diese beiden Welten klaffen so weit auseinander wie nie zuvor.“
Imageproblem?
Frauenquote niedrig, von der Informatik komplett abgehängt
So interessant Tätigkeitsfelder in der Energiewirtschaft, im Bereich Elektromobilität oder in der Industrie 4.0 sein mögen – die Frauenquote liegt unter Erstsemestern in der Elektro- und Informationstechnik lediglich bei 17 Prozent. Interessant ist dabei, dass Studiengänge wie „Regenerative Energien“ oder „Medizintechnik“ deutlich mehr Frauen anziehen. „Wir sehen insgesamt an den erhobenen Zahlen, dass das Interesse an E-Technik seit Jahren sinkt, während Informatik immer größeren Zulauf hat“, so Dr. Schanz.
Ursachen ermitteln, Botschaften anpassen:
Maßnahmen laut VDE zukunftsrelevant
Das Phänomen der Abwanderung von Studienanfänger*innen ist laut Studie nicht nur auf Frauen beschränkt, sondern generell zu beobachten. Ein Grund dafür könnte sein, dass Informatik stärker mit modernen Themen wie Künstliche Intelligenz, Big Data oder Embedded Systems assoziiert wird. Nach Meinung des VDE müssen die Ursachen näher untersucht werden, damit die richtigen Botschaften beim potenziellen fachlichen Nachwuchs ankommen. Unter anderem arbeitet der Verband an einer groß angelegten Imagestudie zur Elektro- und Informationstechnik, die im April 2022 tiefere Erkenntnisse liefern soll. „Fakt ist, dass wir in Zukunft Elektroingenieurinnen und -ingenieure brauchen werden – also müssen wir das Problem lösen“, stellt Dr. Schanz fest.