(Frankfurt a. M./Essen, 04.03.2025) Sonnenstrahlen, Wind und Wasserfälle nutzen, um mit Hilfe elektrischen Stroms Brennstoff herzustellen, zum Beispiel Wasserstoff. Sich das auszumalen, dazu „gehört kein allzu kühner Flug der Phantasie“, sinnierte Werner von Siemens bereits im Jahr 1880. Er schuf damit eine der wohl ersten Visionen vom Prinzip erneuerbarer Energie, nachzulesen in der ersten Ausgabe der ETZ, der Elektrotechnischen Zeitschrift, die vom VDE herausgegeben wird (heute etz elektrotechnik & automation). Die Ausgabe ist eines der Highlights der VDE Bibliothek, die 1.000 Rollregalmeter füllt und jetzt beim RWE-Archiv in Essen ein neues zu Hause findet.
Bibliothek hat viele Stationen hinter sich
„Es ist das übliche Schicksal jeder Bibliothek: Das Hauptproblem war immer, für die Größe des Bestandes genügend Räume zur Verfügung zu stellen. Und dafür haben oft ehrenamtliche VDE Vorstandsmitglieder gesorgt“, erinnert sich Peter Döring, Mitglied im VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik. So hat die Sammlung schon viele Stationen hinter sich: Zunächst beim VDE Verlag in Berlin, nach dem Zweiten Weltkrieg Stuttgart, Düsseldorf und Dortmund. Auch die Veränderungen in der deutschen Energiewirtschaft haben das Schicksal der Bibliothek beeinflusst. Bis vor Kurzem lagerte der Bestand im Elektrizitätsmuseum Zeitreise Strom im Umspannwerk Recklinghausen in Räumlichkeiten der Westenergie, ein Nachfolgeunternehmen der VEW. VEW selbst ist in RWE aufgegangen.
Weitere herausragende Publikationen im Bestand sind Fach- und Lehrbücher über Elektrizität, die Ende des 19. Jahrhunderts in Mode waren. Elektrizität verbreitete sich rasant und die Menschen interessierten sich brennend für die neue Technologie und ihre Möglichkeiten. Oder Werbematerial, das die Vorzüge der Elektrizität gegenüber Gas und Petroleum anpries. Auch eine komplette Reihe statistischer Bücher über die Elektrizitätsversorgung gehören dazu. Jedes Elektrizitätswerk war darin verzeichnet, wie viele Kunden es hatte oder sogar die Zahl der Glühbirnen.
Historisch wertvoll und erhaltenswert
Experten der Universitätsbibliothek Münster haben die Bibliothek vor einiger Zeit als historisch wertvoll eingestuft, wie Döring erläutert: „Sie haben festgestellt, dass viele Publikationen überhaupt nicht, nur einmal oder ganz selten in Deutschland vorhanden sind. In dieser Zusammenstellung und Spezialisierung ist die VDE Bibliothek einzigartig.“
„Für ein Technikmuseum wären sicher einzelne Bände interessant, aber nicht die ganze Bibliothek. Deshalb ist es ein Glücksfall für den VDE, dass RWE den Bestand in sein großzügiges und modernes Archiv aufnimmt. Damit ist der Erhalt durch fachgerechte Lagerung in klimatisierten Räumen und die Betreuung auch für die Zukunft gesichert“, freut sich Michael Schanz, beim VDE unter anderem für den Themenbereich Geschichte zuständig. Im Vertrag wurde zudem vereinbart, dass RWE den übernommenen Buch- und Zeitschriftenbestand einem technikhistorisch interessierten Fachpublikum zugänglich macht.