(Frankfurt a. M., 05.07.2023) Um die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben, ist der Ausbau des Glasfasernetzes unerlässlich. Die Gigabitstrategie der Bundesregierung besagt, dass es bis zum Jahr 2030 flächendeckend Glasfaseranschlüsse bis ins Haus überall dort geben soll, wo Menschen leben und arbeiten. Bis 2025 soll die Zahl der Anschlüsse demnach bereits drei Mal so hoch sein. Dem entgegen stehen aufwändige Legeverfahren, Unklarheiten bei der Auswahl und Montage von Netzelementen sowie der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Um den Ausbau zu beschleunigen, schafft die DKE mit aktuellen Normen und Leitlinien auf drei Ebenen die technische bzw. fachliche Grundlage. „Ob es um die Nutzung von Home Office in Stadt und Land geht oder um Streaming medialer Inhalte: Deutschland braucht den Glasfaserausbau, um international mitzuhalten. Darauf zielt unsere Arbeit ab,“ erklärt Normungsmanager Thomas Sentko von der DKE.
Mehr Tempo beim Glasfaser-Ausbau: DIN 18220
Derzeit wird häufig klassischer Tiefbau eingesetzt, um Leerrohre und Glasfaserkabel in einer Tiefe von etwa 60 cm zu legen. Der Haken: hoher zeitlicher Aufwand, eine Störung des Straßenverkehrs und hohe Kosten. Alternative Legeverfahren wie Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren hingegen arbeiten mit mindertiefen Schlitzen und Leitungsgräben, die in den Asphalt gesägt oder gefräst werden. Der Arbeitszeit reduziert sich von Tagen auf Stunden, die Belastung für Anwohner und Straßenverkehr ist minimal, und die Kosten sinken.
Bereits 2019 hatte die DKE angeregt, dass eine Norm für diese Legeverfahren die behördlichen Genehmigungsverfahren positiv beeinflussen und den Glasfaserausbau beschleunigen würde. Basierend auf einer Vorlage, die DKE mit verschiedenen Experten erarbeitet hat, wird nun Ende Juli die DIN 18220 veröffentlicht. Sie beschreibt die Verfahren für Schlitze und Leitungsgräben in unterschiedlicher Tiefe, für das Legen der Glasfasermedien und die Wiederherstellung der Straße und schafft Klarheit für alle Beteiligten.
Mehr Sicherheit beim Glasfaserausbau: VDE Leitlinie 0800-720
Einheitliche Vorgaben für die zu verwendenden Materialien sind ein weiterer Schritt, um beim Glasfaserausbau für Schnelligkeit, Transparenz und somit auch für technische Sicherheit zu sorgen. Die im April 2023 veröffentlichte VDE Leitlinie 0800-720 befasst sich mit den Materialanforderungen an die Elemente, die für den standardisierten Ausbau von Glasfasernetzen Einsatz finden. Im Fokus steht der Bereich zwischen Rechenzentrum und Hausübergabepunkt, im Markt als Netzebene 3 bezeichnet. Für Anwender ist somit ein klarer Rahmen gesetzt, wie beispielsweise Verteilergehäuse, Mikrorohre oder Muffen beschaffen sein müssen, damit die Ausbaumaßnahmen alle technischen Anforderungen erfüllen. Konkrete Hilfestellungen bei der Auslegung von Breitbandnetzen für Stadtwerke, Netzbetreiber, Projektträger und Installationsunternehmen sind ebenfalls in der Leitlinie enthalten.
Mehr Personal für den Glasfaserausbau: Standardisierte Weiterbildung
Alle technischen Vorgaben helfen nicht, wenn niemand da ist, der sie umsetzen kann. Zwar lässt sich über eine Weiterbildungsinitiative nicht mehr Personal in den Markt bringen, aber vorhandene Arbeitskräfte können schneller fachlich korrekt qualifiziert werden. In der VDE Initiative Gremienverbund Breitband arbeiten daher verschiedene Experten gemeinsam mit Weiterbildungsinstitutionen an standardisierten Weiterbildungsmodulen. Den Startschuss bildete im April 2023 die VDE Leitlinie 0800-200, die ein Grundlagenseminar beschreibt, das bereits angeboten wird. Zielgruppen dieser und künftiger Module sind Hilfskräfte, Fachkräfte im Bereich Mechanik und Elektronik, Techniker*innen, Ingenieur*innen und Träger*innen des Meistertitels. „Wir eröffnen Lernpfade, die zu einer Qualifikation als Infrastruktur-, Tiefbau-, Montage- oder Planungs-Fachkraft führen und dafür sorgen, dass die notwendige Expertise für den Glasfaserausbau so schnell wie möglich zur Verfügung steht“, erklärt Thomas Sentko von der DKE.