(Frankfurt a. M., 10.07.2023) Viele Haushalte mit Photovoltaik-Anlage nutzen statt eines Batteriespeichers die kostengünstigere Variante eines thermischen Speichers. In der Regel ist das der ohnehin vorhandene Warmwasserspeicher. Dazu wird ein elektrisches Heizelement in der Installation integriert, das flexibel und möglichst stufenlos entsprechend des PV-Überschusses das Wasser erwärmt. Ziel der Bemühungen ist es, lokal erzeugte Energie möglichst direkt zu speichern oder zu verbrauchen, anstatt einzuspeisen.
In solchen Szenarien haben Verbraucherinnen und Verbraucher allerdings beobachtet, dass der für die Abrechnung relevante elektronische Zweirichtungszähler offenbar falsch zählt. Laut Zählerstand wurde trotz Überschuss durch die PV-Anlage und entsprechendem Eigenverbrauch vermeintlich zu viel Strom eingespeist und bezogen. Betroffene meldeten die Beobachtungen daraufhin ihrem Energieversorger, bzw. beim Messstellenbetreiber. Die Auffälligkeiten waren ein Fall für den DKE Arbeitskreis Messbeständigkeit bei äußerer Beeinflussung, der jetzt mit dem Hinweis zur Norm EN 50470-3 sein Ergebnis vorlegt.
Heizelemente aufgrund ihres Aufbaus nur sehr grob steuerbar
Die anscheinend falschen Messergebnisse sind demnach nicht auf Fehlfunktionen der EN 50470-3-konformen Elektrizitätszähler zurückzuführen, sondern geben die tatsächlichen Energieflüsse korrekt wieder. Hintergrund ist, dass Heizelemente aufgrund ihres Aufbaus nur sehr grob steuerbar sind im Gegensatz zu modernen steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Akkus von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen oder Batteriespeicher. Der Vorsitzende des Arbeitskreises, Professor Dr. Michael Arzberger von der DHBW Mannheim erklärt: „Die Einspeiseoptimierung gelingt mit solchen Heizelementen zunächst nur mangelhaft, weshalb mit speziellen elektronischen Vorschaltgeräten nachgeholfen werden muss. Dadurch kommt es jedoch zu unerwarteten physikalische Effekten, die Verwirrung bei der Abrechnung des Zweirichtungszählers zur Folge haben.“
Umfang von bezogener und eingespeister Energie korrekt wiedergeben
In der Praxis bedeutet das, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sicher sein können, dass die Zweirichtungszähler den Umfang von bezogener und eingespeister Energie korrekt wiedergeben. Die aufgetretene Problematik resultiert aus der falschen Erwartung, dass die ertüchtigten Heizelemente dafür sorgen, dass praktisch keine Einspeisung mehr erfolgt und die überschüssige Energie im Warmwasserspeicher gepuffert wird. Das ist aber physikalisch nicht der Fall und wird so vom Zähler registriert. Die Experten des DKE Arbeitskreises kommen auch zu dem Schluss, dass eine Abhilfe auf einfachem Weg nicht möglich ist. Technische Lösungen durch entsprechende Geräte gibt es zwar, doch die Kosten wären unverhältnismäßig hoch. Professor Dr. Arzberger ergänzt: „Das Ergebnis mag für den ein oder anderen enttäuschend sein, aber immerhin können wir betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher beruhigen. Auf die Zuverlässigkeit ihres Zählers können sie sich nach wie vor verlassen.“