(13.02.2023, Frankfurt am Main) Die Hessische Landesregierung und der VDE haben heute im House of Logistics & Mobility (HOLM) in Frankfurt den bundesweit ersten AI Quality & Testing Hub (AIQ) eröffnet. Unternehmen haben im Hub die Möglichkeit, Qualitätseigenschaften von Systemen Künstlicher Intelligenz (KI) nachzuweisen und zu verbessern. Dies soll helfen, dass die Nutzerinnen und Nutzer Vertrauen in KI-Anwendungen gewinnen und dass die neuartigen Technologien im Einklang mit der Europäischen Werteordnung sind.
„Künstliche Intelligenz ist die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Mit dem Hub mit Sitz in Frankfurt gibt es ein einzigartiges Joint-Venture zwischen einer Landesregierung und einer der größten Technologieorganisationen Europas. Wir sind beide von dem großen Potenzial unseres Standorts in Hessen überzeugt. Wir entwickeln einen europäischen Leuchtturm, um KI- Anwendungen nutzen zu können. Damit sind wir eines der ersten Reallabore Europas im Bereich KI-Qualität. Wir betreiben verantwortungsbewusste Spitzenforschung und ermöglichen gleichzeitig den Transfer in die Praxis. Wir greifen mit diesem Vorhaben die anstehende und in Brüssel aktuell diskutierte KI-Verordnung auf und schaffen beste Voraussetzungen, die kommende KI-Regulierung für Europa in die Praxis zu bringen. Wir entwickeln ‚KI made in Hessen‘ zu einem weltweit anerkannten Markenzeichen", so Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus.
Viel Pionierarbeit
Der VDE mit seinem neutralen Expertinnen- und Expertennetzwerk ist bereits in zahlreichen Initiativen rund um Künstliche Intelligenz weltweit eingebunden. Für VDE Präsident Alf Henryk Wulf ist die Zusammenarbeit mit dem Land Hessen daher eine logische Konsequenz, um das Thema Artificial Intelligence (AI) weiter voranzutreiben: „AI wird in Zukunft fast alle Bereiche unseres Lebens beeinflussen und wird über alle Branchen hinweg eingesetzt. Hier gibt es viel Pionierarbeit zu leisten, damit sich die neue Technologie auch nach unseren Vorstellungen entwickelt. Diese Gestaltungsaufgabe wollen wir als VDE zusammen mit unseren Partnern beherzt angehen.“
Dr. Michael Rammensee, Geschäftsführer des AI Quality & Testing Hub: „Die AI Quality & Testing Hub GmbH übernimmt die Aufgabe einer individuellen Beratung von Unternehmen und Organisationen zum Thema „KI-Qualität“. Ergänzt wird dies durch die Entwicklung und das Angebot von Schulungs- und Trainingsangeboten. Vorgesehen ist darüber hinaus die Erstellung und Lizenzierung von qualitätsgesicherten Test- und Trainingsdatensätzen für KI, mit denen die Ergebnisse von Algorithmen im Testlauf überprüft werden können. Geplant ist zudem auch die Entwicklung und Vermietung von Simulationsumgebungen, um KI-Systeme zu testen (z.B. bei autonomen Fahrzeugen). Um Standards für den Einsatz von KI schneller formulieren zu können, unterstützt der AI Quality & Testing Hub dies mit seinen KI-Expertinnen und Experten gemeinsam mit dem VDE und dem Land Hessen.“
Dr. Beate Mand, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des VDE: „Seit 130 Jahren steht der VDE für Schutz und Sicherheit in Verbindung mit Innovationen, das ist sozusagen unsere DNA. Damals war es die neue Technologie Elektrizität, die zur Gründung des VDE führte. Heute ist es die KI, die unter anderem Standards benötigt. Mit unserer Expertise bei Standardisierung, Prüfung und Zertifizierung stehen wir an der Seite des Hub.“
KI in der Praxis
Zusammen mit Vertreter*innen aus der Wissenschaft und der Wirtschaft wurden heute zahlreiche Anwendungsbeispiele erläutert.
Prof. Dr. Kristian Kersting, Co-Direktor von hessian.AI: „Aktuelle Systeme der Künstlichen Intelligenz werden mit einer großen Zahl von Parametern und Eingabemodalitäten immer komplexer. Das macht sie einerseits vielseitig einsetzbar, andererseits wird es immer schwieriger und kostspieliger, ihre Entscheidungen nachvollziehbar zu machen. Die Einrichtung des AI Quality & Testing Hub in Hessen erlaubt es, aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung beispielsweise am Hessischen Zentrum für KI (hessian.AI) direkt in die Tat umzusetzen. So können wir Nutzerinnen und Nutzern Gewissheit geben, dass KI-Systeme wirksame Tools sind, und die Erwartungen der Gesellschaft an die Mitwirkung von uns Menschen ihren Entscheidungsprozess erfüllen. Mit dem AI Quality & Testing Hub gewinnen wir eine weitere exzellente KI-Einrichtung als bedeutenden Partner im hessischen KI-Ökosystem.“
Prof. Dr.-Ing. Philipp Slusallek, Wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI): „Vertrauenswürdige und verantwortungsvolle KI wird die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Industrie fördern. Das DFKI ist mit seiner Forschung und Entwicklung im Bereich von Trusted-AI, aber auch über das Labor für Zertifizierung und Digitale Souveränität (CERTLAB), bereits in diesem Bereich aktiv. Wir freuen uns sehr, zukünftig über die Vernetzung und die Zusammenarbeit mit dem AI Quality & Testing Hub gemeinsam zur Entwicklung, Standardisierung und Anwendung von Kriterien und Methoden zur Zertifizierung von KI-Systemen beitragen zu können.“
Wolfgang Peiter, Head of Data Management & Analytics, Merck Group: „Merck und das AI Quality & Testing Hub planen in einem ersten Schritt gemeinsame Trainingsmaßnahmen von Merck-Mitarbeitern zur Sicherstellung von KI-Qualität zu erarbeiten und durchzuführen. Darüber hinaus partizipiert Merck am Netzwerk des AI Quality & Testing Hub und den Erkenntnissen rund um das Marktangebot von AI-Quality-Tools sowie der Roadmap des AI Trust Labels.“
Dr. Corina Apachiţe, Program Head AI & Data, Continental AG: „Der AI Quality & Testing Hub trägt dazu bei, allen Unternehmen das Einhalten von regulatorischer und geschäftlicher Bestimmungen im Bereich KI und Daten zu ermöglichen. Dies ist eine notwendige Voraussetzung der Zusammenarbeit im Ecosystem, die nun erfüllt werden kann.“
Qualitätssicherung entscheidet unter anderem über Erfolg oder Misserfolg
Heiko Herchet, Vice President Sales Software & Digitalisation, EDAG Group: „Nach Jahrzehnten der Forschung erreichen datenbasierte Geschäftsmodelle und insbesondere KI-Anwendungen die Schwelle der großflächigen Industrialisierung und Anwendung. Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg der nächsten Jahre wird es für Unternehmen sein, KI-Standards sowie die Prozess- und Qualitätssicherheit der KI-Anwendungen sicherzustellen. EDAG sieht das AI Quality & Testing Hub als Wegweiser zur Lösungsfindung dieser Herausforderungen und als Bindeglied zwischen Forschung und Anwendung. Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem AI Quality & Testing Hub in der Anwendungsentwicklung.“
Dr. med. Philipp Stoffers, Co-Founder und Geschäftsführer Hepacura: „Mobile Gesundheitsanwendungen sind in der Lage, ihre Anwenderinnen und Anwender individuell und zeitnah zu unterstützen. Digitales, KI-basiertes ‚Nudging‘ kann helfen, gesundheitsförderliche Gewohnheiten fest im Patientinnen- und Patientenalltag zu integrieren. Wir wollen mit dem AI Quality & Testing Hub Nachweismethoden entwickeln, um sichere KI-Anwendungen für alle Patientinnen und Patienten auf den Markt zu bringen.“
Michael Wilczynska, Geschäftsführer WIANCO OTT Robotics: „Die Integration von KI-basierten Lösungen in Unternehmen und Behörden erfordert neben dem gewünschten praktischen Nutzen die notwendigen, Vertrauen schaffenden Maßnahmen zur Sicherstellung ihrer Qualität und Zuverlässigkeit. Mit dem AI Quality & Testing Hub wird daher eine sehr wichtige und Wert stiftende Funktion ins Leben gerufen, die den skalierten Einsatz Künstlicher Intelligenz und resultierender Erfolge in einen sicheren Aktionsraum stellt.“
Über „KI made in Hessen“
Zur KI-Zukunftsagenda des Landes Hessen und den Aktivitäten zur Förderung von „KI made in Hessen“ siehe:
https://digitales.hessen.de/kuenstliche-intelligenz
https://digitales.hessen.de/kuenstliche-intelligenz/ki-agenda-hessen
Für das Land Hessen ist der Hub Bestandteil der Umsetzung der KI-Zukunftsagenda mit dem Fokus auf Innovationsfreundlichkeit und gleichzeitigem verantwortungsbewussten Einsatz von KI. Der Hub fördert am Standort qualitätsgesicherte, verantwortungsbewusste KI-Entwicklung und KI-Anwendung und kann dabei mindestens europäische oder gar internationale Reichweite erlangen.