(Berlin/Frankfurt a. M., 12. September 2023) Die Anwendung und Nutzung von Normen benötigt bisher viele manuelle Einzelschritte. Die Informationen aus der entsprechenden Norm müssen dabei weitestgehend von Menschen erfasst, extrahiert und in andere Systeme übertragen werden. Der Initiative Digital Standards (IDiS) von DIN und DKE kommt daher eine entscheidende Bedeutung zu, wenn es darum geht, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu verbessern: Was, wenn Norminhalte digital aufbereitet sind und sowohl von Menschen als auch von Maschinen gelesen und angewendet werden können?
Bereits mehrfach konnte jetzt live im Betrieb nachvollzogen werden, wie smarte Norminhalte von einer Maschine selbstständig gelesen und angewendet werden. Die Demonstration ist das Ergebnis eines der Pilotprojekte im Rahmen von IDiS. Denn bei der Entwicklung von SMART Standards setzen DIN und DKE den Fokus auf praktische Anwendungsszenarien. Unternehmen liefern die fachliche Expertise für die Normeninhalte und sind gleichzeitig die Anwendenden. Daher wurden verschiedene Piloten zu konkreten Anwendungsfällen zusammen mit der Industrie und Partnern aus der Wissenschaft erstellt.
Auf der Suche nach dem idealen Format für SMART Standards
Beim Pilotprojekt „Konformitätsprüfung“, das unter anderem auf der Hannover Messe vorgeführt wurde, ging es um die Grundlage für eine mögliche Automatisierung und welche Vorteile sich daraus ergeben. So konnte veranschaulicht werden, dass der manuelle Aufwand deutlich minimiert wird. Dadurch gibt es auch weniger Möglichkeiten zum Übertragen von Fehlern, Qualität und Effizienz verbessern sich enorm. In den anderen Pilotprojekten ging es um weitere Fragestellungen: Welche Anforderungen muss das Format einer digitalen Norm erfüllen, damit sich SMART Standards optimal in die Industrie 4.0 (I4.0) einfügen? Und wie lassen sich die Standards, die innerhalb der Unternehmen entwickelt und angewendet werden, mit der digitalen Norm in Einklang bringen – natürlich ohne dabei sensible Informationen preis zu geben? Außerdem wurde ein KI-gestütztes Sprachmodell entwickelt, mit dem die Recherche im Deutschen Normenwerk erleichtert werden kann. So können Anwendende von Normen auf den ersten Blick erkennen, welche Inhalte und Anforderungen für sie relevant sind.
DKE Geschäftsführer Michael Teigeler: "Wir haben mit IDiS schon viele beachtliche Meilensteine erreicht. Das zeigt uns, welche Vorteile sich ergeben, wenn Hardware, Software und Norm auf digitaler Ebene zusammenarbeiten. Wir sehen, dass die Nachfrage in der Industrie sehr groß ist, denn SMART Standards verbessern die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auf einen Schlag. Prozesse werden vereinfacht, es spart Zeit und Geld. Innovationen zum Beispiel aus dem Bereich der Nachhaltigkeit lassen sich einfacher umsetzen."
Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender von DIN: „Die Zukunft der Norm ist digital. Mit den IDiS-Pilotprojekten gehen wir hier einen weiteren wichtigen Schritt. Unser Ziel ist es, dass Normen für die Industrie so vorliegen, dass sie sich im Idealfall automatisch etwa in den Regelkreis der Produktion einpassen und direkt in die digitalen Systeme, Konzepte und Formate der Industrie einfließen können. Ein deutlicher Zeitvorteil mit einer erheblichen Kostenersparnis.“
Industrie 4.0 als idealer Anwendungsfall
Mit den abgeschlossenen Pilotprojekten befinden sich die Vorarbeiten auf der Zielgeraden. Ab September befasst sich ein interdisziplinäres Team mit einem möglichen harmonisierten Format für digitale Normen. Denn SMART Standards fordern eine Harmonisierung sowohl auf der Ebene der Normungsorganisationen durch standardisierte Formate, Prozesse und Schnittstellen. Darüber hinaus müssen sie aber auch mit den Anwendenden, also den Unternehmen, in Einklang gebracht werden. In einem weiteren Projekt soll dann noch die Verbindung zur Industrie 4.0 vertieft werden. I4.0 ist der ideale Anwendungsfall für SMART Standards, denn das Konzept zielt ab auf die intelligente und autonome Vernetzung von Assets wie Komponenten, Maschinen oder Anlagen. SMART Standards können dabei unterstützen, Interoperabilität mit den Partnern im Wertschöpfungsnetzwerk herzustellen, was normenbasierte Prozesse wie die Produktzertifizierung vereinfacht.
Die Erkenntnisse aus den Pilotprojekten haben DIN und DKE in einem Management Summary zusammengefasst, das auf der neuen IDiS-Website abgerufen werden kann.
Über IDiS
Mit der Gründung der Initiative Digitale Standards (IDiS) – die Netzwerkgruppe für digitale Transformation – eröffnen DIN und DKE der deutschen Industrie, KMUs und Normenanwendern die Möglichkeit, aktiv an den aktuellen internationalen Entwicklungen zur Digitalen Norm teilzunehmen. Als Digitale Norm versteht sich nicht nur das Produkt als solches, sondern alle Prozesse der Normung entlang der Wertschöpfungskette. Als Kernpunkte der Digitalen Norm haben sich die Vernetzung und Bereitstellung von Informationen herauskristallisiert, weswegen DIN und DKE gemeinsam an Lösungen für die Digitale Transformation arbeiten. In diesem Sinne dient die Gruppe nicht nur der Identifizierung relevanter Aktivitäten, sondern darüber hinaus durch eine aktive Begleitung, Entwicklung und Initiierung von Projekten einen gemeinsamen Beitrag zur Digitalisierung der Normung leisten zu können. Digitale Normen stellen einen weiteren Baustein in der Industrie 4.0 dar und tragen zur Stärkung des Standorts Deutschland bei. Weitere Informationen finden Sie auf der neuen IDiS-Website.