(Frankfurt a. M., 16.01.2024) Die Haushaltslage in Deutschland, die Verunsicherung der Bevölkerung über die zukünftige Energieversorgung, schwierige geopolitische Rahmenbedingungen – all das könnte sich negativ auf die Wasserstoffwirtschaft in Europa auswirken, weil vor allem junge, wenig etablierte Technologien in der aktuellen Situation das Nachsehen haben. „Das wäre fatal!“, sagt VDE Präsident Alf Henryk Wulf: „Denn grüner Wasserstoff ist das fehlende Puzzleteil der Energiewende. Er schlägt die Brücke zwischen dem Verbrauch und der Erzeugung erneuerbarer Energien, die stark schwankt und geografisch sehr unterschiedlich verteilt ist. Was Europa dringend braucht, ist der Ausbau und die Industrialisierung von zuverlässigen, sicheren und standardisierten Wasserstofftechnologien.“
Europa hat genügend Potenzial für Produktion von grünem Wasserstoff
Mit dem neuen Whitepaper für die Wasserstoffwirtschaft trägt die VDE Gruppe mit nationalen und internationalen Expert*innen dazu bei, dass Europa bei der Förderung der Wasserstoffwirtschaft nicht den Anschluss verliert. In Fachworkshops, Online-Befragungen und individuellen Experteninterviews wurden wesentliche Aspekte der Wasserstofftechnologien und Lösungen erarbeitet. „Uns war es dabei wichtig, die aktuellen Herausforderungen nicht im Sinne einer Krise zu diskutieren, sondern die Chancen zu erkennen und zu nutzen“, sagt Burkhard Holder, VDE Experte für zukünftige Leitthemen im Energiebereich. „In Europa ist genügend Potenzial vorhanden, um grünen Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen. Die Produktion von grünem Wasserstoff sollte sich daher auf Standorte in Europa konzentrieren. Damit wird die Idee einer partnerschaftlichen Wirtschaftsunion im Energiesektor gestärkt und geopolitische Abhängigkeiten können reduziert werden.“ 2022 hatte VDE Renewables das erste Whitepaper für die Wasserstoffwirtschaft veröffentlicht.
Wasserstofflösungen schon heute in vielen Bereichen Realität
Die Autoren machen deutlich, dass es jetzt vor allem auf die Finanzierung der neuen Technologien und Geschäftsmodelle aus dem Bereich Wasserstoff ankomme. Dabei geht es weniger um die technischen Herausforderungen, sondern vielmehr um die Industrialisierung von qualitativ hochwertigen Wasserstofftechnologien für eine nachhaltige Energie- und Wärmewende. Mit Wasserstoff werde die Transformation wirtschaftlich, ökologisch und auch sozial realisierbar. Der VDE bringt hier seine Expertise auf dem Gebiet der Standardisierung, der technologischen Sicherheit aber auch der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit ein.
Wasserstofflösungen sind schon heute in vielen Bereichen Realität. Um die Aufmerksamkeit von Investoren zu gewinnen, wurde das Whitepaper in Liechtenstein und am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt. Von Liechtenstein nach Davos transportiert wurde es mit einem BMW iX5 Hydrogen – ein Beispiel dafür, dass Wasserstoff auch im PKW eine sinnvolle Lösung darstellt, als emissionsfreie Ergänzung zu Batterie-Elektrischen Fahrzeugen. Rudolf Hilti, Präsident The System Change Foundation und Familieninvestor: „Wandel beginnt häufig im Kleinen, in der Regel als Gedanken, es ist jedoch wichtig, dass diese kleinen ersten Schritte entsprechend skalieren, um das große Ganze zu schaffen. Daher freue ich mich sehr, dass wir gemeinsam mit ‚The System Change Foundation‘ Partner des VDE sind, um die Energie- und Wärmewende und die Möglichkeiten von Wasserstoff aus Vaduz zum World Economic Forum nach Davos und in die Welt zu tragen.“
Elektrolyse: Schlüsseltechnologie der Wasserstoffwirtschaft
Ein zentraler Ansatz des Whitepapers ist, dass die Politik noch stärker europäische Lösungen vorantreiben wird. Denn der Import von Wasserstoff aus Übersee ist technisch anspruchsvoller, oft nur auf den ersten Blick wirtschaftlich und häufig mit hohen politischen Risiken verbunden. Wasserstofflösungen unterstützen damit das Ziel, europäische Energiesouveränität aufzubauen. Dabei hilft das große Potenzial an Sonnen- und Windenergie in Europa, verbunden mit politischer Stabilität.
Bei der Elektrolyse, der Schlüsseltechnologie einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft, hat China bereits die Marktführerschaft übernommen. Mehr als die Hälfte der heute installierten Kapazität befindet sich dort. Die chinesische Wirtschaft hat sehr schnell erkannt, dass der Ausbau der Photovoltaik eng mit der Wasserstoffwirtschaft verknüpft ist und daher strategisch gedacht werden muss. Burkhard Holder: „Es zeichnet sich das Szenario ab, dass sich Europa – wie schon bei der Photovoltaik und den Lithium-Ionen-Batterie-Technologien – erneut in einem wichtigen Feld der Energiewirtschaft den Rang ablaufen lässt. Dem wollen wir etwas entgegensetzen und unser Whitepaper liefert hier den notwendigen Impuls.“