„Wie groß wird der Durchbruch? Ist das Neuromorphic Computing die Zukunftstechnologie und auch eine Chance für die Halbleitertechnologie?“

Ein Generationenmix von Jung bis Alt konnte beim diesjährigen VDE Hauptstadtforum am 23. November in Berlin eine Vielzahl von Preisen und Ehrungen entgegennehmen.

Über der traditionsreichen Veranstaltung der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE (VDE ITG) in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt lag in diesem Jahr ein Hauch von Abschied. Denn nicht nur VDE ITG Vorsitzender Hans Schotten schied nach sechs Jahren turnusgemäß aus dem Amt; der langjährige Geschäftsführer Volker Schanz, der von 1990 bis 2023 die Geschicke der Gesellschaft leitete, wurde mit dem „VDE ITG Special Award“ geehrt.

Technologischen Sachverstand mehr einbringen

In seinen Abschiedsworten nahm Prof. Schotten Bezug auf die aktuellen forschungspolitischen Entwicklungen in der Elektro- und Informationstechnik. „Wir müssen unsere Stimme erheben“, sagte der scheidende VDE ITG Vorstandsvorsitzende. Dies gelte neben den etablierten Themen in der Kommunikationstechnik und Informationsverarbeitung umso mehr für neue Technologiefelder wie Methoden der Künstlichen Intelligenz, Forschung und Anwendungen in der IT-Sicherheit, aber auch in den Quantentechnologien.

Gebaut wie ein Nervennetz: Ansätze für Neuromorphe Computerchips

Im wissenschaftlichen Hauptvortrag des Abends gab Professor Christian Wenger von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg einen Einblick in die aktuelle Entwicklung des „Neuromorphen Computings“ und dessen Bedeutung für eine künftige KI-Hardware. Wenger zeigte auf, welche Skalierungen bei Memristoren möglich sind und welche Optionen der Energieeffizienz sich bei bestimmten technischen Anwendungen abzeichnen. Am Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP) in Frankfurt/Oder, wo Wenger ebenfalls in führender Position tätig ist und die Abteilung für Bauelement- und Materialinnovationen leitet, werden aktuell memristive Bauelemente für zukünftige elektronische Schaltungen entwickelt. Man orientiert sich hierbei an biologischen Systemen wie beispielsweise der Signalverarbeitung im menschlichen Gehirn.

Auszeichnungen 2023

Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war die Verleihung von Auszeichnungen, teils mit Preisgeldern verbunden, an insgesamt 28 Personen.

Der VDE ITG Preis 2023 für hervorragende Veröffentlichungen wurde an drei Wissenschaftler-Teams vergeben:

• Prof. Dr.-Ing. Falko Dressler, Dr. Jorge Torres Gómez, Dr. rer. nat. Anatolij Zubow (TU Berlin);
• Dr.-Ing. Timo Jaeschke, Simon Küppers, M.Sc., Dr.-Ing. Lukas Piotrowsky, Prof. Dr.-Ing. Nils Pohl (2pi-Labs GmbH und Ruhr-Universität Bochum);
• Tobias Doeker, M.Sc., Dipl.-Ing. Johannes M. Eckhardt, Prof. Dr.-Ing. Thomas Kürner (TU Braunschweig).

Den VDE ITG Dissertationspreis 2023 für herausragende Dissertationen aus dem Bereich der Informationstechnik erhielten:

• Dr.-Ing. Karim Armanious (Robert Bosch GmbH);
• Dr.-Ing. Alexander Marek (Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR);
• Dr.-Ing. Robert Pöhlmann (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt).

Mit dem Wissenschaftspreis der Informations- und Kommunikationstechnik der VDE ITG, der nur alle drei Jahre für ein herausragendes Lebenswerk vergeben wird, wurde Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers (TU Braunschweig) für seine Arbeiten auf dem Gebiet des Digital-Video-Broadcastings (DVB) geehrt.

Der VDE ITG Award, der an besonders verdiente Personen verliehen wird, die sich in außerordentlich hohem Maße um die VDE ITG verdient gemacht haben, ging in diesem Jahr an Prof. Dr.-Ing. Alexander Röder, der in den Jahren 2006 bis 2008 Vorsitzender der VDE ITG war.

Der VDE ITG Fellow für aus der gesamten Fachwelt beachtete herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Nachrichten- und Informationstechnik und Engagement in der VDE ITG Fachgesellschaft ging an fünf Preisträger: 

• Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. Holger Boche (TU München),
• Prof. Dr.-Ing. Joachim Ender (Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR),
• Prof. Dr.-Ing. Tim Fingscheidt (TU Braunschweig),
• Dipl.-Ing. Peter Merz (Nokia Solutions & Networks GmbH & Co. KG)
• Prof. Dr.-Ing. Reiner S. Thomä (TU Ilmenau).

Die VDE ITG Ehrenurkunde erhielten

• Prof. Dr.-Ing. Christian-Alexander Bunge (HTWK Leipzig);
• Prof. Dr.-Ing. Bin Yang (Universität Stuttgart)

für ihr außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement.

Die VDE Ehrenmedaille für besondere Verdienste um die Fachgesellschaft wurde zuerkannt

• Dr.-Ing. Klaus Illgner-Fehns (K-Lens GmbH);
• Dipl.-Ing. Sigurd Schuster (Management Consulting Unternehmensberatung).

Auf die Förderung von jungen Ingenieurinnen im Bereich der Elektro- und Informationstechnik ist der Dr. Wilhelmy VDE Preis ausgerichtet, der von der Dr. Wilhelmy-Stiftung mit einem Preisgeld von 3000 Euro unterstützt wird. Die Auszeichnung erhalten im Jahr 2023: Dr.-Ing. Julia Dan für ihre Promotion an der Universität Stuttgart, Dr.-Ing. Mona Fuhrländer (TU Darmstadt) und Dr.-Ing. Isabella Jolanda Lau (Universität Erlangen-Nürnberg).