Die zur Produktion von Briketts aus Braunkohle errichtete Fabrikanlage steht für die Gewinnung und Verarbeitung des auch für die Erzeugung elektrischer Energie in der DDR wichtigsten Rohstoffs, der Braunkohle.
Beschreibung
Gründung und Entwicklung der Energiefabrik Knappenrode sind eng verknüpft mit dem wirtschaftlichen Umbruch im Osten Deutschlands zu Beginn der 1990er Jahre. Quasi über Nacht wurden zahllose Bergbaubetriebe in der Lausitz stillgelegt und abgerissen – nicht aber die Brikettfabrik »Werminghoff« in Knappenrode. Als eindrucksvolles Zeugnis der Industriekultur wurde sie zum Herz des Lausitzer Bergbaumuseums Knappenrode, heute einem der Standorte des Sächsischen Industriemuseums. In den Fabrikhallen glaubt man sich in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückversetzt. In dem von 1914 bis 1918 errichteten und in den 1920er Jahren mehrfach erweiterten Fabrikareal mit den monumentalen Backsteinbauten findet man eine fast lückenlose Folge historischer Technik der Brikettproduktion. Sie reicht von der Dampfturbine von Brown, Boveri & Cie. (BBC) aus der Kaiserzeit bis hin zu Tellertrocknern aus dem Jahr 1918 und dampfbetriebenen Brikettpressen.
Die »Energiefabrik Knappenrode« mit ihrem rund 25 ha großen Gelände vermittelt heute einen Eindruck von der bedeutenden Industriegeschichte des Lausitzer Braunkohlenbergbaus. Vom Dach der Fabrik eröffnet sich der Blick auf Werkssiedlung und eine der alten Braunkohlengruben, dem künftigen Graureihersee. Am Horizont zeigen sich die Silhouetten der Braunkohlenkraftwerke Schwarze Pumpe und Boxberg.
Seit 2005 gehört die »Energiefabrik Knappenrode« als Ankerpunkt zur European Route of Industrial Heritage (ERIH) und ist eine der Stationen der »ENERGIE Route Lausitzer Industriekultur«.
Die Pressensäle beherbergen mehr als 20 dampfbetriebene Pressen. Jede einzelne dieser Pressen gilt als technisches Denkmal.
In dem Gelände, das die Fabrikbauten umgibt, lässt sich die vielfältige Geschichte des Lausitzer Braunkohlenbergbaus erkunden. Ein 17 m hoher und 30 t schwerer Förderturm, der 35 Jahre lang im Tagebau Nochten in Betrieb war, erinnert noch an die Technologie der unterirdischen Streckenentwässerung, die heute mit Hilfe großer Tauchmotorpumpen erfolgt. Von dem Förderturm führte früher ein Schacht in 100 m Tiefe, wo sich ein über 40 km langes Streckennetz von Entwässerungskanälen erstreckte.
Der alte Bahnhof der Brikettfabrik ist heute Sammelpunkt für die historische Eisenbahntechnik des Lausitzer Reviers. Feuerlose Dampfspeicherloks, Diesel- und Elektroloks findet man hier ebenso wie Sonderfahrzeuge, Spezialanfertigungen oder Gleisrückmaschinen.
Ein Stück hinter dem Bahnhof warten weitere Attraktionen auf die Besucher: eine Sammlung von Tagebaugeräten und -anlagen. Das älteste Stück ist ein alter Eimerkettenbagger, vermutlich noch vom Beginn der 1920er Jahre. Aus derselben Zeit dürfte der Abraumzug mit Dampflokomotive und Holzkastenkippern stammen, der an einem nachgebauten Abraumkippgraben aufgestellt ist. Die beiden Absetzer sind neueren Datums. Der kleinere, gebaut von der Lübecker Maschinenbau GmbH und der AEG, stammt vermutlich noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Der größere ist ein Produkt der früheren DDR-Maschinenbaufirma TAKRAF, die heute zu MAN gehört.
Informationsstand: 28.03.2017
Schlagworte: Braunkohlenbergbau; Energy; Energie; Energiewirtschaft; Studium, Beruf, Gesellschaft; Schule; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik
Stichworte: Energiefabrik Knappenrode; Lausitz; Erster Weltkrieg; Brikettfabrik Werminghoff; Brikettpresse; Dampfturbine; Brown, Boveri & Cie.; BBC; Tellertrockner; Braunkohlenbergbau; Werkssiedlung; European Route of Industrial Heritage; ERIH; ENERGIE Route Lausitzer Industriekultur; Förderturm; Tagebau Nochten; Streckenentwässerung; Tauchmotorpumpe; Fabrikbahnhof; Lausitzer Revier; Dampfspeicherlokomotive; Diesellokomotive; Elektrolokomotive; Gleisrückmaschine; Tagebaugerät; Eimerkettenbagger; Abraumzug; Holzkastenkipper; Abraumkippgraben; Absetzer; Lübecker Maschinenbau GmbH; TAKRAF; Feuerwehrfahrzeug
Quelle(n)
- Bernd Sikora, Industriearchitektur in Sachsen. Erhalten durch neue Nutzung, Leipzig 2010
- Ellen Aster (u.a.), Unser Technikerbe. 350 Denkmäler und Zeugnisse deutscher Technikkultur, München 2012