Der in den Jahren 1974/75 errichtete Koblenzer Fernmeldeturm sticht nicht nur als höchster Typenturm besonders hervor, er dokumentiert auch die in historischer Abfolge große Bedeutung des Richtfunkverkehrs für Telefongespräche und Datenübertragungen seit Mitte der 1970er Jahre, für die Übertragung von Fernseh- und Hörfunk-Signalen einschließlich der digitalen Signalvarianten und schließlich auch des Mobilfunkverkehrs und des Kabelfernsehens, für das er als wichtiger Einspeisepunkt fungiert.
Beschreibung
erbaut: 1974-75
Bauherr: Deutsche Bundespost
Der Koblenzer Fernmeldeturm wurde in Konstruktion und Gestaltung an die Typentürme der Reihe »FMT 1« bis »FMT 3« angelehnt. Wegen seiner geplanten außergewöhnlichen Höhe von 255 m überschritt er die genormten Maße der Typentürme. Als Standort des Turms wurde die südlich von Koblenz gelegene, weithin sichtbare Höhe des Kühkopfes ausgewählt, dessen Plateau mehr als 300 m höher liegt als der Rhein. Da der die Stadt Koblenz um etwa 550 m überragende Turm eine landschaftverändernde Wirkung haben würde, war eine besonders sorgfältige Planung erforderlich, in die architektonischen Kriterien von Form, Funktion und Konstruktion mit den ökonomischen Erfordernissen in Einklang zu bringen waren. Die ursprünglichen Alternativen, den Turm mit einer Aussichtsplattform oder zusätzlich noch mit einem Restaurant auszustatten, wurden verworfen, da sich kein Kostenträger dafür finden ließ. Den bis Mai 1972 erstellten Vorentwurf erarbeiteten die Ingenieure der Oberpostdirektion Koblenz sowie des Fernmeldetechnischen Zentralamtes. Oberstes Anliegen der Architekten war es, den Turm in seinen Konturen möglichst wenig massiv zu halten und bei voller Funktionserfüllung und ökonomischer Kalkulation möglichst einfache, einprägsame Formen für die Gestaltung zu finden.
Das Fundament des Turms hat einen Durchmesser von 28 m und eine Gründungstiefe von 4 m. Wegen der besonders hoch liegenden Gründungssohle ist der Turmfuß stark ausgestellt. In ihm sind vier Geschosse für Lager-, Aufenthalts- und Sanitärräume vorhanden. Im Stahlbetonschaft führen ein Aufzug und eine Stahlbetontreppe zum Turmkorb. Dieser wurde als 10 m hohe, zweigeschossige Scheibe von 40 m Durchmesser gestaltet. Die obere und untere Platte der Scheibe stehen je 5 m über das Betriebsgeschoss vor. Die Platten sind durch Gesimsbänder betont. Im oberen Geschoss des Korbes sind die Betriebsräume mit den fernmeldetechnischen Einrichtungen sowie die Personalräume untergebracht. Das darunter liegende Maschinengeschoss beherbergt die Lüftungen, Lager, Gleichrichter sowie einen Messraum. Das Tragwerk des Turmkopfes wird aus Stahlfachwerken gebildet, die sich im Maschinengeschoss befinden.
Bei seiner Inbetriebnahme hatte der Koblenzer Turm eine Höhe von 255 m. Auf dem Stahlbetonschaft, der über den Turmkorb hinausführt, war ein 23 m hoher, mit Kunststoffhülle umgebener Stahlgittermast aufgesetzt. Der Turm diente früher hauptsächlich dem Richtfunkverkehr für Telefongespräche und Datenübertragungen sowie der Übertragung von Fernsehsignalen. Später kamen Funktionen als Senderstandort für Mobilfunknetze sowie als Einspeisepunkt für das Kabelfernsehen hinzu. Im Zuge der Umstellung vom analogen auf das digitale DVB-T-Fernsehsignal wurde 2008 eine neue Antennenanlage installiert, durch die die Gesamthöhe des Turms auf 260,70 m erhöht wurde.
Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik; Fernseh- / Fernmeldetürme
Stichworte: Deutsche Bundespost; Koblenz; Fernmeldeturm; Typenturm; FMT 1; Kühkopf; Oberpostdirektion Koblenz; Fernmeldetechnisches Zentralamt; Stahlbetonschaft; Aufzug; Stahlbetontreppe; Turmkorb; Betriebsgeschoss; Gesimsband; Maschinengeschoss; Stahlfachwerk; Kunststoffhülle; Stahlgittermast; Richtfunkverkehr; Telefongespräch; Datenübertragung; Fernsehsignal; Mobilfunknetz; Einspeisepunkt; Kabelfernsehen; DVB-T-Fernsehsignal; Antennenanlage; analoges Fernsehsignal
Quelle(n)
- Erwin Heinle / Fritz Leonhardt, Türme aller Zeiten - aller Kulturen, Stuttgart 1988
- Jörg Schlaich / Fritz Leonhardt, Fritz, Zur konstruktiven Entwicklung der Fernmeldetürme in der Bundesrepublik Deutschland; in: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 25(1974), S. 65-105
- Erwin Heinle, Fernmeldetürme in der Bundesrepublik Deutschland - Funktion, Kosten, Gestaltung; in: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 25(1974), S. 9-64