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2007 Norbert Gilson
02.09.2020

Garbe, Lahmeyer & Co. AG

Jülicher Straße 191, 52070 Aachen

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Die in der Pionierzeit der Elektrotechnik, 1886, in Aachen gegründete elektrotechnische Fabrik, die später unter dem Namen Deutsche Elektrizitäts-Werke zu Aachen - Garbe, Lahmeyer & Co. AG. bekannt wurde, gehörte bis in die 1960er Jahre zu den großen elektrotechnischen Spezialfabriken in der Bundesrepublik, deren Produkte - Antriebsmotoren, Generatoren oder Leistungs- und Regel-Transformatoren - weltweit vor allem in Betrieben der Schwerindustrie zu finden waren.

Beschreibung


erbaut: Ende 1890er Jahre / 1910 / 1913

Kurz nach der Eröffnung des ersten öffentlichen Elektrizitätswerks in Deutschland, das 1885 in Berlin seinen Betrieb aufnahm, gründeten der Kaufmann Heinrich Garbe und der Ingenieur Wilhelm Lahmeyer 1886 in Aachen eine elektrotechnische Fabrik. Auf 500 qm Betriebsfläche in der Nähe des Ponttors wurden zunächst Bogenlampen hergestellt, bald darauf, begründet auf eine Erfindung von Wilhelm Lahmeyer, auch Dynamos. Diese Außenpol-Dynamos vom »Lahmeyer-Typ« wurden weltweit bekannt.

1888 wurde die bis dahin als oHG betriebene Firma in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Kurze Zeit später schied Lahmeyer aus der Firma aus und gründete in Frankfurt am Main ein eigenes Unternehmen. Heinrich Garbe führte nun als alleiniger Teilhaber den Aachener Betrieb fort. Da die Betriebsanlagen am ursprünglichen Standort nicht mehr erweitert werden konnten, erfolgte Ende der 1890er Jahre eine Verlagerung in das neu erschlossene Gewerbegebiet im Aachener Osten. Hier wurde eine neue, moderne Fabrik errichtet, die bei Inbetriebnahme im Jahre 1900 über eine Produktionsfläche von 6.600 m2 verfügte. Gleichzeitig wurde die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft vollzogen und das Unternehmen firmierte nun unter Deutsche Elektrizitäts-Werke zu Aachen - Garbe, Lahmeyer & Co. AG.

Bis zum Ersten Weltkrieg wurde ein weltweites Vertriebsnetz aufgebaut. 1913 erzielte das Unternehmen einen Absatz von rund 15.000 Maschinen, die mit einer Belegschaft von 1.300 Angestellten und Arbeitern produziert wurden. Ein Erfolgsprodukt der Firma war der für die U-Boote der  Kaiserlichen Marine produzierte »Neptun-Motor«, ein wasserdichter Gleichstrommotor mit in Blechkapseln eingelöteten Magnetspulen und imprägniertem Anker. Die Werksanlagen wurden 1910 und 1913 um weitere Fabrikbauten ergänzt.

 Nach vorübergehendem Produktionseinbruch während der Weltwirtschaftskrise folgte seit 1935 ein erneuter Aufschwung. 1936 verließen über 37.000 Maschinen die Produktionshallen. In den folgenden Jahren kamen vor allem Antriebsmotoren für Werkzeugmaschinen und große Synchron-Motoren für die Hydrierwerke zum Produktionsprogramm des Unternehmens hinzu, das seit 1938 den Namen Garbe, Lahmeyer & Co. AG führte. Nach erheblicher Zerstörung der Produktionsanlagen im Zweiten Weltkrieg nahm das Unternehmen seine Arbeit wieder auf, die Bedeutung der Produktion schwerer elektrischer Maschinen nahm jedoch seit Ende der 1950er Jahre kontinuierlich ab. In der Folgezeit verlagerte das Unternehmen den Schwerpunkt auf die Herstellung hydraulischer Anlagen, deren Fertigung am Ende der 1980er Jahre nach Bergisch Gladbach verlegt wurde. Damit endete eine fast hundertjährige Geschichte der Produktion starkstromtechnischer Geräte und Anlagen in Aachen.

Informationsstand: 22.07.2015
Schlagworte: Elektroindustrie; Elektromaschinenbau; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Energie
Stichworte: Heinrich Garbe; Wilhelm Lahmeyer; elektrotechnische Fabrik; Bogenlampe; Außenpol-Dynamo; Lahmeyer-Typ; Deutsche Elektrizitäts-Werke zu Aachen - Garbe, Lahmeyer & Co. AG; U-Boot; Kaiserliche Marine; Neptun-Motor; Gleichstrommotor; Antriebsmotor; Werkzeugmaschine; Synchronmotor; Hydrierwerk; Garbe, Lahmeyer & Co. AG; Zweiter Weltkrieg
 

Quelle(n)

  • Heinz Steguweit (Bearb.), Licht und Kraft. Zum 75jährigen Bestehen der Firma Garbe, Lahmeyer & Co. Aktiengesellschaft, Aachen (1961)

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