Bis zum Siegeszug des Satellitenfunks war Norddeich Radio mit der internationalen Kennung »DAN« die größte deutsche Küstenfunkstelle. In Utlandshörn befand sich seit 1930 die von der Sendestation in Norden entkoppelte Empfangsstation, weitab von allen Siedlungen, um Empfangsstörungen durch die damals vielfach noch nicht funkentstörten elektrischen Geräte zu vermeiden.
Beschreibung
erbaut: 1930, spätere Erweiterungen
In Utlandshörn, damals weitab jeglicher Siedlungen gelegen, wurde 1930 die neue Empfangsstation von Norddeich Radio eingerichtet, um den Empfangsbetrieb von der Sendestation in Norddeich wegen der zunehmenden wechselseitigen Beeinflussungen räumlich zu trennen und dadurch zu entkoppeln. Die Ausrüstung umfasste die damals modernsten Empfangseinrichtungen für Lang-, Mittel- und Kurzwelle, die mit mehreren Dipolantennen mit Reflektoren (Richtantennen) sowie mit Drahtantennen ausgestattet waren. Die Drahtantennen zum Empfang der Kurzwellensignale befanden sich an einem 65 m hohen Fachwerkturm aus Eichenholz, und zwar an den Spitzen von vier aus Teakholz gefertigten Auslegern, die der Turm trug. Über Kabel war Utlandshörn mit der Sendeanlage in Norden verbunden. Auch der 1939 in Osterloog in Betrieb genommene Großrundfunksender wurde mit der Betriebszentrale in Utlandshörn verbunden.
Mitte der 1970er Jahre bestanden die inzwischen um Sendeanlagen erweiterten Empfangseinrichtungen aus Vertikalantennen und Horizontaldipolen sowie aus richtungsumkehrbaren Antennen, die zwischen 13 Türmen und Masten von 24 bis 65 m Höhe aufgehängt waren. Sämtliche Antennen konnten wahlweise direkt oder über elektronische Antennenverteiler zu den 16 Telegrafiefunk- und den 12 Sprechfunk-Betriebsplätzen durchgeschaltet werden. Zusätzlich zu den 20 Telegrafiefunk- und 16 Sprechfunk-Kurzwellenanlagen waren fünf UKW-Sende- und Empfangsanlagen in Betrieb. Von Utlandshörn aus wurden außerdem die zwölf Mitte der 1960er Jahre in Osterloog neu installierten modernen Automatiksender fernbedient. Der 1935 errichtete Empfangsturm aus Eicherholz wurde 1976 durch eine - inzwischen ebenfalls verschwundene - Antennenanlage ersetzt, die an Stahltürmen befestigt war, und Anfang 1977 abgerissen. Er war zu diesem Zeitpunkt einer der letzten großen Holztürme in Deutschland.
Mit der Einstellung des Betriebs von Norddeich Radio am 31. Dezember 1998 wurde auch die Betriebszentrale stillgelegt. Das Betriebsgebäude von 1930 ist noch erhalten und wurde von 2004 bis 2011 von einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG, der Vivento Customer Services, genutzt, die hier ein Call-Center betrieb. Auch einer der zuletzt noch vorhandenen Funkmaste konnte vor dem Abriss gerettet werden und dient heute der Amateurfunkgruppe des Funktechnischen Museums Norddeich Radio als Antennenmast.
Informationsstand: 28.03.2017
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Utlandshörn; Empfangsstation; Norddeich Radio; Sendestation; Norddeich; Langwelle; Mittelwelle; Kurzwelle; Dipolantenne; Reflektor; Richtantenne; Drahtantenne; Fachwerkturm; Osterloog; Betriebszentrale; Vertikalantenne; Horizontaldipol; Telegrafiefunk; Sprechfunk; UKW-Sende- und Empfangsanlage; Automatiksender; Stahlturm; Küstenfunkstelle; Deutsche Telekom AG; Vivento Customer Services; Funkmast; Funktechnisches Museum Norddeich Radio
Quelle(n)
- Kurt Wagenführ [Red.], Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Küstenfunkstelle Norddeich Radio 1907 - 1957, Hamburg 1957
- Website www.rundfunk-nostalgie.de/seefunk.html (abgerufen am 27.03.2017)