Das Mitte der 1960er Jahre am Osthafenplatz in Frankfurt am Main errichtete 110/30/10-kV-Umspannwerk verdeutlicht exemplarisch die Verstärkung des Stromverteilungssystems der Stadtwerke Frankfurt a.M. durch Einführung der neuen Spannungsebene von 110 kV, die aufgrund des stark wachsenden Elektrizitätsbedarfs erforderlich wurde.
Beschreibung
erbaut: 1964-65
architektonische Gestaltung: Frankfuter Aufbau AG
elektrische Anlagen: Conti Elektro AG, Voigt & Haeffner
Nachdem Ende der 1920er Jahre für die Stromverteilung im Frankfurter Elektrizitätsversorgungsnetz die Spannungsebene von 30 kV eingeführt worden war und zur Einspeisung in das unterlagerte 5-kV-Netz mehrere Umspannwerke errichtet worden waren, stieß die Leistungsfähigkeit des Verteilungsnetzes Ende der 1950er Jahre erneut an seine Grenzen. Daher wurde die Hauptverteilungsspannung schrittweise auf 110 kV heraufgesetzt. Die Planungen sahen vor, bis 1970 einen 110-kV-Nordring und einen 110-kV-Südring fertig zu stellen.
Im Zuge dieses Umbaus der Stromverteilung entstand Mitte der 1960er Jahre das Umspannwerk Osthafenplatz. Es wurde für die Transformation aller drei Spannungsebenen als 110/30/10-kV-Umspannwerk eingerichtet. Die Gesamtplanung übertrugen die Stadtwerke Frankfurt a.M. dem Werk Frankfurt der Continental Elektroindustrie AG, der ehemaligen Voigt & Haeffner AG, für die architektonische Gestaltung und die Bauausführung wurde die Frankfurter Aufbau AG beauftragt und die Voigt & Haeffner AG lieferte die gesamten Hoch- und Niederspannungsanlagen und führte die Montage aus. Der Bau wurde so geplant, dass er auf das gleichzeitig in der Nachbarschaft entstehende 19-geschossige Bürohochhaus abgestimmt wurde und die beiden Bauten nach Fertigstellung einen in sich geschlossenen Gebäudekomplex bildeten.
Das Umspannwerk wurde über 110-kV-Kabel einerseits an das neue 220/110-kV-Umspannwerk Nord der Preußenelektra angeschlossen, andererseits mit dem stadteigenen Kraftwerk West in der Gutleutstraße verbunden. Die Sammelschienen, Sammelschienentrenner und Leistungsschalter der 110-kV-Anlage sind im oberen Geschoss des Umspannwerks untergebracht. Um die Schaltgeräusche zu vermindern und eine Belästigung der Anlieger zu vermeiden, wurde außer Dämpfungseinrichtungen an den Schaltern auch eine Schallschluckdecke eingebaut. Die drei Transformatoren für die 110/10-kV-Umspannung sowie der 30/10-kV-Transformator, jeweils mit einer Leistung von 31,5 MVA, wurden in einer besonderen Transformatorenkammer im Erdgeschoss aufgestellt. Unter der 110-kV-Anlage befindet sich im Erdgeschoss der Raum für die 30-kV- und die 10-kV-Schaltanlagen. Außer den diversen Nebeneinrichtungen wurden im Erdgeschoss auch eine 110-kV-Steuerwarte für die Nahsteuerung, die Eigenbedarfsanlage sowie die mit 485 Hz Tonfrequenz für das 10-kV-Netz arbeitende Rundsteueranlage für die Tarifumschaltung und das Ein- und Ausschalten der Straßenbeleuchtung untergebracht.
Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektrizitätsübertragung / -verteilung; Umspannwerk / Umspannanlage; Energy; Energie; Energienetze
Stichworte: Frankfuter Aufbau AG; Conti Elektro AG, Voigt & Haeffner; Elektrizitätsversorgungsnetz; Frankfurt; Hauptverteilungsspannung; Stromverteilung; Stadtwerke Frankfurt a.M.; Continental Elektroindustrie AG; Voigt & Haeffner AG; Hochspannungsanlage; Niederspannungsanlage; Bürohochhaus; 110-kV-Kabel; 220/110-kV-Umspannwerk Nord; Preußenelektra; Kraftwerk West; Schaltgeräusch; Schallschluckdecke; 110-kV-Steuerwarte; Eigenbedarfsanlage; Rundsteueranlage; Tarifumschaltung; Straßenbeleuchtung
Quelle(n)
- Rudolf Sölch / Reinhard Brunk [Red.], Stadtwerke Frankfurt am Main. 1869 - 1969. 100 Jahre im Dienst der Allgemeinheit, Berlin / Basel 1969
- W. Rempel, Das 110/30/10-kV-Umspannwerk Osthafenplatz Frankfurt a.M.; in: Conti Elektro Berichte 12(1966), Heft 1, S. 54-64