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2008 Norbert Gilson
24.11.2021

Kleingleichrichterwerk Charlottenburg

Gervinusstraße 34, 10629 Berlin-Charlottenburg 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Das Kleingleichrichterwerk Charlottenburg repräsentiert den großen Umfang elektrotechnischer Versorgungs- und Steuerungsanlagen unterschiedlicher Größenordnungen, die für die Elektrifizierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen in den Jahren 1927/28 erforderlich wurden.

Beschreibung


erbaut: 1927-28
Architekt: Richard Brademann

Die Gleichrichteranlage in Charlottenburg gehört zu den Kleingleichrichterwerken vom »Regelbautyp Ringbahn«, die für die Stromversorgung der einzelnen Streckenabschnitte der Berliner Stadt- und Ringbahn mit leichten Modifikationen an insgesamt 20 Standorten errichtet wurden. In diesen ferngesteuerten Anlagen wurde der von den Schaltanlagen übernommene 30 kV-Drehstrom zunächst mittels Transformatoren auf 800 V Spannung herabgesetzt und dann in Gleichrichtern (1.200 kW, 1.500 A) in 800 V-Gleichstrom umgewandelt. Mit dieser Energie wurden dann die einzelnen Speiseabschnitte bis zum jeweils nächsten Unterwerk versorgt.

Da Funktion und Ausrüstung der Unterwerke immer gleich waren, entwarf Brademann in Abstimmung mit den Elektroingenieuren für die Ringbahn-Unterwerke einen standardisierten Bautyp, den »Regelbautyp Ringbahn«, den auch das Gleichrichterwerk Charlottenburg repräsentiert. Wegen der Struktur der meisten Baugrundstücke - schmale Streifen zwischen den oder am Rande der Gleisanlagen - wählte Brademann eine lang gestreckte Bauform. In einem erhöhten Mittelteil wurden die 30 kV-Sammelschienen angeordnet. In den rechts und links davon sich symmetrisch erstreckenden Flügeln waren, anschließend an den Sammelschienentrakt, jeweils die Ölschalter, daneben die Transformatoren und dann ganz außen die Gleichrichter und Trennschalter angeordnet. Die Lüftungskanäle der Transformatoren- und Ölschalterzellen wurden durch die leicht erhöhten Dachaufbauten in den Mittelteil geführt, wo die warme Luft über die an den vier Ecken angeordneten Lamellen entweichen konnte.

Alle Zellen wurden einzeln von außen zugänglich gestaltet, beim Gleichrichterwerk Charlottenburg von der Gervinusstraße aus. Die rückwärtige Ansicht ist von einer zentralen Tür und vier symmetrisch angeordneten Fensteröffnungen geprägt. Im Gegensatz zur Vorderseite ist der Mittelteil hier nicht aus der Gebäudeflucht besonders hervorgehoben. Auch das Gleichrichterwerk Charlottenburg wurde von Brademann bewusst als Blickfang in der Sichtachse einer Straße platziert. Er unterstrich damit ihre bereits in der architektonischen Gestaltung sichtbare städtebauliche Qualität.

Das Gleichrichterwerk Charlottenburg ist heute nicht mehr in Betrieb. Es steht inzwischen unter Denkmalschutz und wurde von der Deutschen Bahn AG an eine Kunstgalerie vermietet.

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Informationsstand: 02.05.2016
Schlagworte: Elektrizitätsübertragung / -verteilung; Gleichrichterstation; Energy; Energie; Energienetze; Mobility; Mobilität; Verkehrsmanagement
Stichworte: Richard Brademann; Gleichrichterwerk; Kleingleichrichterwerk; Ringbahn; Regelbautyp Ringbahn; Ölschalter; Sammelschienentrakt; Transformator; Gleichrichter; Trennschalter

Quelle(n)

  • Susanne Dost, Richard Brademann (1884 - 1965). Architekt der Berliner S-Bahn, Berlin 2002
  • Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.04.2013), Nr. 09096168
  • Thorsten Dame, Elektropolis Berlin. Architektur- und Denkmalführer, Berlin 2014

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