Das an der Grenze der Berliner Stadtteile Marzahn und Lichtenberg gelegene Heizkraftwerk ist ein Beispiel für die seit Beginn der 1970er Jahre erweiterten Heizkraftwerkskapazitäten in Ostberlin, in Zusammenhang mit der verstärkten Ansiedlung von Industriebetrieben und dem Neubau der großen Wohnsiedlungen in Lichtenberg.
Beschreibung
erbaut: 1970-72 / 1975-89 (mehrfache Erweiterungen)
Bauherr: VEB Energiekombinat Berlin
Ab 1970 wurden verstärkt Industriebetriebe aus dem Stadtzentrum von Ostberlin in das neu geschaffene Industriegebiet im Nordosten von Lichtenberg verlagert. Um den Strom- und Wärmebedarf der Betriebe und des Neubaugebiets im Stadtbezirk Lichtenberg zu decken, entstand gleichzeitig das neue, mit Öl betriebene Heizkraftwerk Lichtenberg (Fotos 1 bis 4). Das schwerpunktmäßig für die Stromerzeugung konzipierte Heizkraftwerk wurde in der ersten Ausbaustufe mit zwei 36 MW-Blöcken ausgerüstet. Bei voller Stromerzeugung konnten 126 MW an thermischer Energie ausgekoppelt werden.
Der Neubau der großen Wohnsiedlungen im Raum Marzahn machte bereits Mitte der 1970er Jahre eine Erweiterung der Kraftwerksleistung erforderlich. Von der in unmittelbarer Nachbarschaft neu erbauten Müllverbrennungsanlage, der ersten und einzige Anlage dieser Art in der DDR, wurde eine Dampfleitung zum Kraftwerk verlegt und die Leistung um 50 MW erhöht. Zur Deckung des Wärmebedarfs wurden zusätzlich drei ölgefeuerte Heißwassererzeuger von je 116 MW Leistung in Freiluftbauweise errichtet, die 1978 in Betrieb genommen werden konnten. Da in der DDR eine leistungsfähige Filtertechnik fehlte, wurden die Verbrennungsgase über einen 169 m hohen Schornstein (Fotos 5 bis 7) in die Umwelt abgeleitet, um sie großflächig zu verteilen. Ein zweiter Schornstein für die Heißwassererzeuger wurde inzwischen abgerissen.
Die Ölkrise Ende der 1970er Jahre löste die Planung zur Umstellung des Heizkraftwerks auf Erdgasbetrieb aus. Nachdem eine neu verlegte Erdgasleitung 1980 das Kraftwerk erreicht hatte, erfolgte die Umstellung aller Dampferzeuger auf Erdgasfeuerung. Nach der Umstellung wurden bis 1989 noch sechs weitere Heißwassererzeuger installiert, so dass das Kraftwerk 1989 über eine Gesamtleistung von 72 MW (elektrisch) und 1.177 MW (thermisch) verfügte, die sich bis 2003 nicht veränderte.
In den Jahren 2004 und 2011 wurde jeweils einer der beiden Turbosätze ausgebaut und verkauft. In Betrieb blieben nur die nach 1980 aufgestellten gasbefeuerten Heißwassererzeuger. Die Planungen sehen den Abriss eines größeren teils der veralteten Kraftwerksbauten und den Neubau eines hocheffizienten GuD-Heizkraftwerks vor.
Im November 2013 wurde das Heizkraftwerk Lichtenberg offiziell in »Heizkraftwerk Marzahn« umbenannt.
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Gaskraftwerke; Ölkraftwerke; Heizkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: VEB Energiekombinat Berlin; Heizkraftwerk Lichtenberg; Müllverbrennungsanlage; Heißwassererzeuger; Ölkrise; Erdgasbetrieb; GuD-Heizkraftwerk; Heizkraftwerk Marzahn
Quelle(n)
- Bewag Aktiengesellschaft (Hrsg.), Kraftwerke in Berlin. Das Erbe der Elektropolis, Berlin 2003
- de.wikipedia.org/wiki/HeizkraftwerkMarzahn (abgerufen am 29.01.2014)