Haupttelegraphenamt_04
2012 Norbert Gilson
12.10.2021

Haupttelegraphenamt

Jägerstraße 42-44 / Oberwallstraße 4a-5, 10117 Berlin-Mitte 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Das am Ende der 1870er Jahre in der Berliner Jägerstraße errichtete Haupttelegrafenamt markiert einen wichtigen Fortschritt in der elektrischen Nachrichtenübertragungstechnik. Es stand in Zusammenhang mit dem Ausbau eines unterirdischen Telegrafenkabelnetzes, einer weltweit erstmals in Berlin durchgeführten Innovation.

Beschreibung


erbaut: 1864 / 1877-78
Architekten: Wilhelm Salzenberg, Adolph Lohse / Carl Schwatlo

Das in den Jahren 1877/78 nach einem Entwurf von Carl Schwatlo errichtete Haupttelegraphenamt in der Berliner Jägerstraße (zeitweilig: Otto-Nuschke-Straße) war das erste größere Telegrafenamt, das nach der 1876 im Deutschen Reich vollzogenen Vereinigung von Post und Telegrafie entstand. Schwatlo entwarf den Bau, der in der zeitgenössischen Architekturkritik große Bewunderung hervorrief, in Anlehnung an dekorative venezianische Renaissancepaläste. Die Fassade wurde in gelbem und violettem Sandstein gestaltet. Die Geschosse sind durch Gesimse voneinander abgesetzt, die Fensterbänder jeweils durch Säulenpaare unterteilt, wobei Schwatlo für das erste Obergeschoss ionische und für das zweite korinthische Säulen wählte. Im Attikageschoss tragen die Säulen Putten, die verschiedene Abläufe der postalischen Verwaltung darstellen.

In den Baukomplex einbezogen wurde das bereits 1864 nach Entwürfen von Wilhelm Salzenberg und Adolph Lohse vollendete Generaltelegrafenamt, das ursprünglich bis zur Französischen Straße reichte und von dem nach Kriegszerstörung nur die Fassade an der Oberwallstraße erhalten blieb. Das als Mauerwerksbau in Backstein errichtete Gebäude (Fotos 4 und 5) beherbergte ursprünglich im Erdgeschoss die für den Publikumsverkehr eingerichtete Telegrammannahme sowie in den oberen Geschossen Büroräume für die Generaltelegrafendirektion, die bis 1876 als oberste Telegrafenbehörde fungierte.

Der Neubau des Haupttelegrafenamtes stand in Zusammenhang mit dem Ausbau eines unterirdischen Telegrafenkabelnetzes, das 1876 - erstmalig in der Welt, mit dem Zentrum in Berlin - begonnen worden war. Der zentrale Raum des von Schwatlo errichteten Neubaus war ein 860 qm großer, durch Oberlicht erhellter Telegrafensaal im Erdgeschoss, in dem über 100 Telegrafenapparate vom Typ des »Hughes-Telegrafen«, eines Typendrucktelegrafen, aufgestellt waren. Hier war der Endpunkt aller nach Berlin geführten Telegrafenlinien. Im ersten Obergeschoss waren unter anderem rund 250 Morseapparate untergebracht, das zweite Obergeschoss umfasste neben Büroräumen auch die Dienstwohnung des Amtsvorstehers.

Das Haupttelegrafenamt in der Jägerstraße ist vor Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verschont geblieben. Es dient heute immer noch "fernmeldetechnischen" Zwecken und wird von der Deutschen Telekom AG genutzt.

Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Telegrafieeinrichtungen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Wilhelm Salzenberg; Adolph Lohse; Carl Schwatlo; Haupttelegrafenamt; Haupttelegrafenamt; Post; Telegrafie; Renaissancepalast; Generaltelegrafenamt; Generaltelegrafenamt; Telegrammannahme; Generaltelegrafendirektion; Telegrafenapparatesaal; Morseapparat; Hughes-Telegraf; Typendrucktelegraf; Deutsche Telekom AG

Quelle(n)

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hg.): Berlin und seine Bauten. Teil X. Band B, Anlagen und Bauten für den Verkehr, (4) Post- und Fernmeldewesen, Berlin 1987
  • Martin Wörner / Doris Mollenschott / Karl-Heinz Hüter / Paul Sigel, Architekturführer Berlin, 6., überarbeitete und erweiterte Aufl., Berlin 2001
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Denkmaldatenbank, Eintrag 09030038

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