Der 1925 als Mittelwellensender in Betrieb genommene Berliner Funkturm ist nicht nur eines der symbolträchtigsten Bauwerke der Stadt, er ist auch ein bedeutendes Dokument für den Aufschwung des Rundfunks in Deutschland. 1934 wurde über ihn zudem das weltweit erste reguläre Fernsehprogramm ausgestrahlt.
Beschreibung
erbaut: 1924-26
Entwurf: Heinrich Straumer
Ausführung: Hein, Lehmann & Co. (Stahlbau)
Der auf dem Berliner Messegelände am Messedamm errichtete Berliner Funkturm konnte nach zweijähriger Bauzeit 1926 anlässlich der 3. Funkausstellung für den Publikumsverkehr eröffnet werden. In 55 m Höhe wurde ein zweigeschossiges Restaurant angelegt. Im unteren Geschoss befinden sich Küche und Wirtschaftsräume, darüber die Gaststätte für 180 Personen. Von einer Aussichtsplattform in 125 m Höhe lässt sich Berlin überblicken.
Der Funkturm ist nicht nur eines der symbolträchtigsten Bauwerke von Berlin, er markiert auch den entscheidenden Durchbruch der Sendetechnik und die Entwicklung des Rundfunks zum Massenmedium in Deutschland. Die 138 m hohe Stahlfachwerkkonstruktion mit nach oben sich verjüngendem Stahlgitterwerk und mit vier Hauptträgern auf quadratischem Grundriss kann als eine der herausragenden Ingenieurleistungen der 1920er Jahre angesehen werden.
Bereits seit 1925 war der Turm als Mittelwellensender in Betrieb. Er arbeitete als selbststrahlender Sender und stand zu diesem Zweck unter Hochspannung. Die vier Füße der Stahlkonstruktion waren dementsprechend auf Kugelgelenken mit Porzellanisolatoren gelagert. Über den Fahrstuhlschacht war der Turm geerdet, vor allem zum Schutz der Besucher des Restaurants und der Aussichtsplattform.
Nachdem Ende 1933 der neue Großsender in Berlin-Tegel den Betrieb aufgenommen hatte, wurde der Funkturm für die Ausstrahlung von Rundfunksendungen entbehrlich. Gut ein Jahr später wurde aber von einer zusätzlichen Antenne auf der Spitze des Funkturms durch den Fernsehsender »Paul Nipkow« das weltweit erste reguläre Fernsehprogramm abgestrahlt. Durch einen Großbrand in den Messehallen unterhalb des Funkturms im August 1935 wurden sämtliche Sendeanlagen zerstört und infolge Funkenflugs auch das Turmrestaurant in Brand gesetzt. Der Fernsehsender wurde danach wieder aufgebaut. Die Beschädigung einer der vier Tragstreben in den letzten Kriegstagen war Ende der 1940er Jahre wieder behoben. Seit 1950 diente der Funkturm wieder als Sendemast für UKW-Radio- und Fernsehprogramme. 1973 wurde der reguläre Sendebetrieb vom Funkturm eingestellt. Die Sendeanlagen blieben aber noch vor Ort und wurden erst 1989 endgültig demontiert. Die heute noch vorhandenen Sendeeinrichtungen an der Turmspitze dienen dem Betrieb von Polizeifunk und Mobilfunkdiensten.
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Rundfunk / Fernsehen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Heinrich Straumer; Hein, Lehmann & Co.; Funkausstellung; Mittelwellensender; Fernsehsender Paul Nipkow; Fernsehprogramm; Mobilfunk; Stahlfachwerkkonstruktion
Quelle(n)
- Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 2. Neue Länder, Berlin / Stuttgart 1998
- de.wikipedia.org/wiki/FunkturmBerlin
- Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.04.2013), Nr. 09040498