Die Hydrawerk AG ist ein Beispiel für die vielen, neben den Großunternehmen existierenden »elektrotechnischen Spezialfabriken«, die oft auch für entscheidende Fortschritte bei der Entwicklung von Bauelementen verantwortlich waren. Am Beispiel des Unternehmens wird aber mit der Übernahme durch die AEG auch der Konzentrationsprozess in der Elektroindustrie greifbar.
Beschreibung
erbaut: 1928-29
Architekt: Ernst Ziesel
Die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Hydrawerk entstand laut Eintrag im Handelsregister am 13. Mai 1899 durch Umwandlung der in der Oranienburger Straße in Berlin ansässigen Firma Hydra-Werke Krayn & König in eine Aktiengesellschaft. Das Fabrikationsprogramm umfasste galvanische Elemente für die Schwachstromtechnik, also für Telephonie- und Telegraphie-Anlagen. Der Firmenname leitete sich von der vielköpfigen Wasserschlange der griechischen Mythologie (»Hydra«) her, die auch als Warenzeichen des Unternehmens fungierte.
Bedingt durch die Erfahrungen auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik erkannte man im Unternehmen den schnell steigenden Bedarf an elektrostatischen Kondensatoren, der sich um die Wende zum 20. Jahrhundert anbahnte. 1906 wurde der Betrieb in die Windscheidstraße in Charlottenburg verlegt. Die neben der Kondensatorenproduktion betriebene Herstellung von Trockenbatterien, verschiedenen Wechselstromgleichrichter-Bauarten sowie von Ladevorrichtungen für Autobatterien wurde in den späten 1920er Jahren aufgegeben und das Programm ausschließlich auf die Fabrikation von Kondensatoren konzentriert.
Diese Entscheidung ging einher mit dem Entschluss zur Errichtung einer eigenen Fabrik. Nach Plänen von Ernst Ziesel entstand auf der Drontheimer Straße ein fünfgeschossiger Neubau, der im Spätsommer 1929 bezugsfertig war. Mit Rücksicht auf die umliegende Wohnbebauung wurden die beiden oberen Geschosse zur Straßenfront hin zurückgestaffelt. Die Fenster sind scharf in die glatten Klinkerfassaden des Stahlskelettbaus eingeschnitten.
Die Kondensatorenfertigung beschränkte sich nicht mehr allein auf die Nachrichtentechnik, die gesamte Bandbreite elektrostatischer Kondensatoren bis hin zum größten Hochspannungskondensator wurde produziert. Nach langjährigen Forschungen und Versuchen konnte zu Beginn der 1930er Jahre auch die Herstellung von Elektrolytkondensatoren aufgenommen werden. 1936 wurde der Firmenname in Hydrawerk Aktiengesellschaft geändert.
Bereits vor 1930 war die AEG in den Besitz aller Aktien der Hydrawerk AG gelangt. Auf der Basis dieses Besitzes soll 1996 die AEG Kondensatoren und Wandler GmbH gegründet worden sein, die auf dem Firmengelände in der Drontheimer Straße produzierte. Nach Auflösung der AEG gelangte das Unternehmen in mehreren, teilweise dubiosen Finanztransaktionen in slowenischen Besitz. Heute wird das Gelände von einem Einrichtungsmarkt genutzt.
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Automation; Messtechnik
Stichworte: Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Hydrawerk; Hydra-Werke Krayn & König; elektrostatischer Kondensator; Elektrolytkondensator; Hydrawerk Aktiengesellschaft; Hydrawerk AG; AEG Kondensatoren und Wandler GmbH; AEG
Quelle(n)
- 50 Jahre Hydrawerk Aktiengesellschaft 1899 - 1949. Zur Erinnerung an die fünfzigste Wiederkehr des Gründungstages 13. Mai 1899, Berlin [1949]
- Der AEG-Konzern 1930. Aufbau, Werke und Arbeitsgebiete des AEG-Konzerns. Holdinggesellschaften und Beteiligungen, Berlin 1930
- Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 2. Neue Länder - Berlin, Stuttgart 1998
- Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.04.2013), Nr. 09030365