Das Kraftwerk Untereichen verdeutlicht den in den 1920er Jahren stetig steigenden Bedarf an elektrischer Energie, der auch den - in den Anlagekosten vergleichsweise teuren - Bau von Laufwasserkraftwerken lohnend erscheinen ließ, da ein gesicherter Absatz in der Grundlast vorhanden sein würde.
Beschreibung
erbaut: 1929-30
Bauherr / Betreiber: Untere Iller AG (UIAG)
Bauausführung: Karl Stöhr, Bauunternehmung
Nachdem die Lech-Elektrizitätswerk AG (LEW) zu Beginn der 1920er Jahre das Wasserkraftwerk Meitingen am Lech in Betrieb genommen hatte, waren die Ausbaukapazitäten am Lech erschöpft. Da sich die Nachfrage nach elektrischer Energie weiter erhöhte, geriet die untere Iller für einen Kraftwerksausbau ins Blickfeld. Auch die Bayernwerk AG bekundete Interesse an der Nutzbarmachung der Iller-Wasserkräfte. Daher wurde im April 1924 die Untere Iller AG als Gemeinschaftsunternehmen der Bayernwerk AG (mit 55% Beteiligung) und der LEW (mit 40% Beteiligung) gegründet. Mit einer Beteiligung von 5% am Aktienkapital trat später auch der Bezirksverband des Regierungsbezirks Schwaben in das Unternehmen ein.
In den Jahren 1929 bis 1932 wurden in Untereichen und in Au zwei Staustufen mit Laufwasserkraftwerken errichtet. Beide Kraftwerke sind mit geringen Unterschieden gleich ausgestattet. Die Turbineneinläufe wurden mit schnell schließenden Öldruckschützen versehen. Jedes Werk verfügt über drei Maschinensätze mit Francis-Turbinen auf liegender Welle. Zwei Turbinen sind für 36 m³/s und eine Turbine für 18 m³/s Schluckfähigkeit gebaut. Die Drehstromgeneratoren sind direkt gekuppelt. Beide Kraftwerke wurden mit einer Ausbauleistung von jeweils 10.000 kW in Betrieb genommen. Die Mittel zum Bau der Anlagen wurden über eine Anleihe von 12 Mio. Schweizer Franken aufgebracht. Wie das Kraftwerk Au liegt auch das Kraftwerk Untereichen an dem 1910 fertiggestellten unteren Illerkanal, der bei Altenstadt, flussabwärts gesehen nach rechts, von der Iller abzweigt und nach rund 31 km in Neu-Ulm in die Donau mündet.
Die im Kraftwerk Untereichen erzeugte Energie stand der Bayernwerk AG und der Lech-Elektrizitätswerke AG im Verhältnis von 60 : 40 zu. Über die unmittelbar neben dem Kraftwerk gelegene Umspannanlage erfolgt heute die Einspeisung in eine nach Norden abgehende 110-kV-Freileitung und eine in Richtung Süden entlang des Illerkanals verlaufende 220-kV-Freileitung. Eigentümer der Unteren Iller AG sind heute zu 60% die E.ON Wasserkraft GmbH und zu 40% die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH, eine Tochterfirma der Lechwerke AG.
Direkt neben dem Kraftwerk sieht man heute noch das Wohnhaus für den Betriebsleiter. Einfahrt zum Kraftwerk und Zugang zur Betriebswohnung sind durch einen Vorplatz zusammengefasst.
Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Laufwasserkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Untere Iller AG; UIAG; Karl Stöhr, Bauunternehmung; Lech-Elektrizitätswerke AG; LEW; Kraftwerksausbau; Bayernwerk AG; Gemeinschaftsunternehmen; Bezirksverband des Regierungsbezirks Schwaben; Untereichen; Au; Laufwasserkraftwerk; Illerkanal; E.ON Wasserkraft GmbH; Bayerische Elektrizitätswerke GmbH; Lechwerke AG; Turbineneinlauf; Öldruckschütz; Francis-Turbine; Drehstromgenerator; Umspannanlage; 110-kV-Freileitung; 220-kV-Freileitung; Wohnhaus
Quelle(n)
- Lech-Elektrizitätswerke Aktien-Gesellschaft Augsburg, 1901 - 1951. Ein Bericht zur 50. Wiederkehr der Betriebseröffnung, Augsburg 1951
- Siegfried Kurzmann / Adolf Roth, 30 Jahre Bayernwerk AG. Bayerische Landeselektrizitätsversorgung 1921 - 1951, München 1951
- Untere Iller Aktiengesellschaft, Wasser, Strom und Leben. Wasserkraftanlagen an der Iller. (Flyer), Landshut o.J.