Der Nürnberger Fernmeldeturm wurde errichtet als Träger für Richtfunkantennen und für eine Antenne zur Ausstrahlung von Fernsehsignalen in Kombination mit einem Drehrestaurant und einer Aussichtsplattform. Seine Besonderheit besteht darin, dass sein Turmkopf trotz der von den Konstruktionserfordernissen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen vorgegebenen Restriktionen in den Gestaltungsmöglichkeiten eine ausgeprägte individuelle Form erhielt.
Beschreibung
erbaut: 1977-80
Bauherr: Deutsche Bundespost
Architekt: Erwin Heinle
Für die Gestaltung des Turmkopfes des Nürnberger Fernmeldeturms wollte Architekt Erwin Heinle eine Form realisieren, die an die eiförmige Taschenuhr des Nürnberger Schlossers und Uhrmachers Peter Henlein (1479-1542), das »Nürnberger Ei«, erinnerte. Für den Entwurf des Nürnberger Turms war maßgebend, dass auch hier, wie damals in mehreren anderen Großstädten bereits realisiert oder noch geplant, der Fernmeldeturm mit einem Restaurant und einer Aussichtsplattform versehen werden sollte. Ursprünglich war vorgesehen, den Turmkopf mit einer für die elektromagnetischen Wellen durchlässigen Kunststofffolie zu umhüllen, so dass der Funkverkehr mit den hinter der Folie stehenden Antennen nicht beeinträchtigt würde. Dieser Plan wurde jedoch nicht realisiert. Stattdessen erhielten die Plattformen hohe Gesimsbänder, so dass sich zusammen mit der Kontur der unterhalb der Antennenplattformen gelegenen Restaurant- und Aussichtsplattform die gedachte Form eines Eis ergibt.
Die drei Antennenplattformen sind am oberen Kopfteil mit Stahlhängern befestigt. Hinter den Aufstellflächen für die Antennen befinden sich die Betriebsräume. Der untere Kopfteil mit Restaurant und Aussichtsplattform stützt sich kegelförmig gegen den Schaft ab. Der Turm dient auch als Träger für eine Fernsehantenne. Für die Umstellung des analogen Fernsehsignals auf das DVB-T-Signal wurde die ursprüngliche Antenne im April 2005 ausgewechselt. Seitdem hat der Turm eine Gesamthöhe von 292,80 m.
Der Fernmeldeturm gehört heute der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG. Der Turm ist seit 1991, einerseits wegen Unwirtschaftlichkeit des Restaurantbetriebes, aber auch aus Sicherheitsgründen für Besucher geschlossen. Er wird aber einmal im Jahr geöffnet, so dass eine begrenzte Zahl von Besuchern den Blick über Nürnberg genießen kann.
Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik; Fernseh- / Fernmeldetürme
Stichworte: Deutsche Bundespost; Erwin Heinle; Nürnberg; Taschenuhr; Peter Henlein; Nürnberger Ei; Restaurant; Aussichtsplattform; Kunststofffolie; Fernsehantenne; DVB-T-Signal; Deutsche Funkturm GmbH; Deutsche Telekom AG
Quelle(n)
- Erwin Heinle / Fritz Leonhardt, Türme aller Zeiten - aller Kulturen, Stuttgart 1988
- Erwin Heinle, Fernmeldetürme in der Bundesrepublik Deutschland - Funktion, Kosten, Gestaltung; in: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 25(1974), S. 9-64