Das erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb genommene Illerkraftwerk I in Aitrach ist zusammen mit den übrigen drei, bereits in den 1920er Jahren errichteten Illerkraftwerken, ein wichtiges Dokument der württembergischen Elektrizitätswirtschaft und der Tätigkeit des Bezirksverbandes Oberschwäbische Elektrizitätswerke bzw. dessen Nachfolger, der Energie-Versorgungs Schwaben AG, die beide vornehmlich auf den Ausbau regionaler Wasserkräfte zur Sicherstellung ihrer Stromerzeugung setzten.
Beschreibung
Inbetriebnahme: 1950
Bauherr: Energieversorgung Schwaben AG
Betreiber: EnBW Kraftwerke AG
Das Wasserkraftwerk Aitrach war als das am weitesten flussaufwärts gelegene Illerkraftwerk I bereits in den 1920er Jahren geplant. 1917 hatten sich Bayern und Württemberg in einem Staatsvertrag darauf geeinigt, die Iller zwischen bayerischen und württembergischen, an der Nutzung der Wasserkräfte interessierten Unternehmen aufzuteilen. Der Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) stellte im April 1917 ein Gesuch auf Verleihung der Wasserrechte für den württembergischen Abschnitt. Da sich jedoch auch andere Interessenten, unter anderem die städtischen Werke von Ulm und Stuttgart, um die Nutzung der Illerwasserkräfte bemühten, zog sich die Verleihung der Rechte noch bis Ende 1918 hin. Erst nach dem Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges erhielt die OEW vom württembergischen Innenministerium die Zusage der Wasserrechtsnutzung, zunächst für die zwei Stufen Aitrach und Tannheim. Im Dezember 1919 wurde schließlich der gesamte Ausbau des württembergischen Illerabschnitts den OEW überlassen.
Nachdem die Illerkraftwerke II bis IV bereits bis 1927 errichtet wurden, konnte das oberste Kraftwerk Aitrach erst nach dem Zweiten Weltkrieg, jetzt durch den Rechtnachfolger der OEW, die Energie-Versorgung Schwaben AG, vollendet werden. Es wurde 1950 als mit 2 Kaplan-Turbinen ausgestattetes Flusskraftwerk (ohne Zuführungskanal) mit einer Leistung von maximal 7,8 MW in Betrieb genommen. Die mittlere Fallhöhe beträgt 9,45 m. Das Kraftwerk konnte jährlich etwa 29 Mio. kWh elektrische Energie erzeugen. Heute liegt die Nennleistung bei 9 MW.
Oberhalb des Maschinenhauses ist die Iller zu einem größeren Wasserreservoir aufgestaut (Foto 1, Einlaufseite, und Foto 2, links hinter dem Kraftwerksgebäude). Dieser Staubereich diente bis 1985 als Tagesspeicher für den Kraftwerksbetrieb. Damit konnte die Stromerzeugung dem im Tagesverlauf wechselnden Strombedarf in der Region angepasst werden. Heute wird diese Anpassung an regionale Verbrauchsschwankungen nicht mehr von den Kraftwerken der Region, sondern aus dem Verbundnetz abgedeckt.
Informationsstand: 02.11.2016
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Laufwasserkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Energie-Versorgung Schwaben AG; EVS; EnBW Kraftwerke AG; Illerkraftwerk I; Iller; Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke; OEW; Wasserrecht; Kaplan-Turbine; Flusskraftwerk; Wasserreservoir; Tagesspeicher
Quelle(n)
- Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e.V. (Hrsg.), Zwischen Alb und Bodensee. Blatt Ost. (TechnikTouren, Nr. 3), Frankfurt am Main 1990
- Wolfgang Leiner, Geschichte der Elektrizitätswirtschaft in Württemberg. Bd. 2,1. Die Zeit der Vollabdeckung (1896 - 1915), Stuttgart 1985
- https://de.wikipedia.org/wiki/IllerkraftwerkederEnBW