Selbstanschlussamt_Fernamt_02
2016 Norbert Gilson
11.10.2022

Selbstanschlussamt, Fernamt

Eisenbahnstraße, 88400 Biberach an der Riß

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik

Das in der Innenstadt von Biberach an der Riß gegen Ende der 1920er Jahre errichtete neue Postamtsgebäude diente auch der Unterbringung des neuen Selbstanschluss- und Fernamtes. Es dokumentiert die Fortschritte in der Fernsprechvermittlungstechnik in Württemberg, die zwischen 1928 und 1930 landesweit auf den modernsten Selbstanschlussbetrieb umgestellt wurde.

Beschreibung

erbaut: 1927-28
technische Einrichtung: Siemens & Halske AG / Telephon-Apparate-Fabrik E. Zwietusch & Co.

Mitte der 1920er Jahre fiel bei der württembergischen Postverwaltung der Entschluss, die Fernsprechverkehr in den größeren Städten Württembergs zu modernisieren und die noch vielfach vorhandenen Handvermittlungsämter auf die modernsten Selbstwähleinrichtungen umzustellen. Den Auftrag zu diesen Arbeiten erhielt die Siemens & Halske AG. Im Sommer und Herbst 1928 wurden in schneller Folge die neuen Selbstanschlussämter in Ulm, Heslach, Biberach an der Riß, Ravensburg, Bad Mergentheim und Reutlingen ihrer Bestimmung übergeben. Mit der Modernisierung der Ortsvermittlungstechnik einher ging in Ulm, Biberach und Ravensburg auch die Erneuerung der noch auf Handvermittlung basierten Fernamtstechnik. Die Ausstattung der neu eingerichteten Fernämter wurde von der Telephon-Apparate-Fabrik E. Zwietusch & Co. geliefert.

Das neue Postgebäude in Biberach, in dem auch das neue Selbstschluss- und Fernamt untergebracht war, wurde Ende September 1928 seiner Bestimmung übergeben. Im Erstausbau war das Selbstanschlussamt für 600 Anschlüsse eingerichtet. Der Wählersaal wurde im ersten Stock, der Fernsaal im zweiten Stock untergebracht. Die technische Ausstattung bestand aus dem modernsten, von der  Siemens & Halske AG entwickelten Wählersystem »Modell 27«. Als insgesamt 600 Vorwähler (»I. VW«) wurde der neu entwickelte Schrittschalt-Drehwähler installiert. Die 48 Gruppenwähler (darunter 24 erste Gruppenwähler »I. GW«) und 66 Leitungswähler waren ebenfalls bei Siemens & Halske AG entwickelte Hebdrehwähler der Serie »Modell 27«. Das von der Telephon-Apparate-Fabrik E. Zwietusch & Co. installierte neue Fernamt bestand aus 12 Fernplätzen. Zur Vermittlung des Fernverkehrs waren 35 ankommende und 40 abgehende Leitungen vorhanden.

Das 1928 in Betrieb genommene Gebäude ist mit kleineren baulichen Veränderungen bis heute erhalten. Auffallend sind die beiden Reliefs mit allegorischen Darstellungen des Post- und Fernmeldeverkehrs, von denen eines nach Beseitigung des zweiten Eingangs an der Fassade angebracht wurde (Foto 3).
 
Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Fernsprech- / Vermittlungsämter; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Telephon-Apparate-Fabrik E. Zwietusch & Co.; Siemens & Halske AG; Fernsprechverkehr; Württemberg; Handvermittlung; Selbstwähleinrichtung; Ulm; Heslach; Biberach an der Riß; Ravensburg; Bad Mergentheim; Reutlingen; Fernamt; Selbstanschlussamt; Wählersystem Modell 27; Vorwähler; Schrittschalt-Drehwähler; Gruppenwähler; Leitungswähler; Hebdrehwähler; Modell 27; Relief

Quelle(n)

  • Willy H. Thurow, Die neuen württembergischen Selbstanschlußämter mit besonderer Berücksichtigung von Ulm; in: Siemens-Zeitschrift 9(1929), Heft 2, S. 91-102

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