Die Telekommunikationsleitung ist neben der energietechnischen die wichtigste Leitungsverbindung. Für den hochtechnisierten Ablauf in Industrie, Handel und Gewerbe ist eine stets funktionsfähige Schnittstelle zur Außenwelt "überlebenswichtig". Bei der Frage der Schutzwürdigkeit geht es also nicht nur um den Schutz der Hardware, sondern vielmehr um die permanente Bereitstellung einer wichtigen Dienstleistung.
Nach den Statistiken der Schadenversicherer von Elektronikgeräten sind Überspannungen die häufigste Schadensursache. Sie entstehen meist bei direkten oder fernen Blitzeinschlägen. Überspannungen auf Grund eines direkten Einschlags in eine bauliche Anlage erzeugen die härteste Beanspruchung, sind aber relativ selten.
Telekommunikationsleitungen überdecken als Leitungsnetz oftmals eine Fläche von einigen km². Bei einer in Deutschland typischen Blitzeinschlaghäufigkeit von ca. 1 bis 6 Blitzeinschlägen pro Jahr und km² ist in diesen großflächigen Netzwerken häufig mit Überspannungen zu rechnen.
Die Telekommunikationsnetze sind mit Glasfaserkabel, Kupferkabel oder gemischt aufgebaut. Einen typischen Aufbau zeigt das Titelbild. Hier werden die Glasfaser- und Kupferkabel in Outdoor-DSLAMs zusammengeführt.
Blitzschutzsystem
Die sicherste Maßnahme zum Schutz vor schädlichen Auswirkungen von Blitzen ist ein Blitzschutzsystem nach DIN EN 62305 (VDE 0185-305). Dieses schützt eine bauliche Anlage sowohl bei direkten als auch bei fernen Blitzeinschlägen. Falls keine behördlichen Auflagen eine solche Schutzmaßnahme vorschreiben, entscheidet der Eigentümer, ob ein Blitzschutzsystem errichtet wird.
Ein Bestandteil des Blitzschutzsystems ist der Blitzschutz-Potentialausgleich. Dieser wird im Bereich des Hausanschlusses (HAK) und des Anschlusspunktes der Linientechnik (APL) / Hausübergabepunkt (HÜP) durchgeführt. Die entsprechenden Maßnahmen wie Anschluss der Kabelschirmung, Einbau von Überspannungsschutzeinrichtungen (Surge Protective Device = SPD) sind mit den zuständigen Netzbetreibern abzustimmen.
Überspannungsschutz der Telekommunikations-Übertragungseinrichtung
Die wesentliche Schutzmaßnahme ist ein örtlicher Potentialausgleich sowohl mit der Telekommunikationsleitung als auch der energietechnischen Leitung. Dabei werden diese Leitungen mit SPDs in einer sogenannten „Bypass-Schaltung“ beschaltet. Abhängig von dem Anwendungsfall und den Anforderungen kommen Blitzstromableiter (SPD Typ 1; SPD Kategorie D1), Überspannungsableiter (SPD Typ 2; SPD Kategorie C2), Überspannungsableiter für den Endgeräteschutz (SPD Typ 3; SPD Kategorie C1) oder eine Kombination der genannten SPDs zum Einsatz. Bei einer Kombination müssen die SPDs miteinander koordiniert sein (siehe VDE-Information Blitzschutz 3.4).