Am Abend des 18. August gegen 22.30 Uhr schlug ein Blitzschlag in den freistehenden Glockenturm vor der 81 Jahre alten evangelisch-lutherischen Hoffnungskirche in der Clara-Zetkin- / Deubener Straße in Dresden-Löbtau ein. Dabei wurde das Dach und die tragende Holzbalkenkonstruktion oben in dem rund 15 Meter hohen Turm so beschädigt, dass aus Sicherheitsgründen das Gelände rings um den Turm in einem Radius von 15 Metern abgesperrt werden musste.
Bemerkt wurde der Schaden durch das Ausbleiben des Läutens der Glocken. Als die Pfarrerin den Glockenturm besichtigte, fielen ihr fehlende Schindeln auf dem Dach des Glockenturmes auf. Außerdem war die Elektronik der Läuteanlage in der Kanzlei regelrecht explodiert, beschädigt wurde auch die Anzeige der Photovoltaik-Anlage und die automatische Türöffnung für Rollstuhlfahrer. Außen am Gebäude hatte der Blitz zudem für ein Absprengen der Befestigungsschrauben des Blitzableiters gesorgt.
Bemerkenswert ist, dass es trotz Blitzschutzanlage zu Schäden gekommen ist. Außerdem schlug der Blitz in den freistehenden Glockenturm ein, der niedriger ist als die nahe Kirche.
Anmerkung des ABB
In dem Presseartikel wird von Schäden an der Holzkonstruktion des Gebäudes, an der Elektronik und am "Blitzableiter" selbst - der Ableitung - berichtet. Diese können mehrere Ursachen haben:
- Die Erdungsanlage könnte nach mehreren Jahren korrodiert und nicht mehr wirksam sein. Dann nimmt der Blitz zum Teil andere Wege und bleibt nicht in den Leitungen des Blitzschutzsystems.
- Die Halterungen der Ableitungen können ebenfalls korrodiert sein und den mechanischen Kräfte nicht mehr standhalten, die bei der Verlegung über Ecken entstehen.
- Beim (nachträglichen) Verlegen von Strom- oder anderen Leitungen wurde der Mindestabstand zu den Fangeinrichtungen und Ableitungen nicht eingehalten. Dann kann es zu einem Überschlag auf die Leitungen kommen.
- Gerade bei älteren Blitzschutzsystemen fehlt häufig der Schutz der Elektroanlage. Hier hätte ein Überspannungsschutzgerät (SPD Typ 1) den Schaden an der Läute-Elektronik wohl zum großen Tiel verhindert.
- Sehr "starke" Blitze sind äußerst selten, können dann aber auch einen normgerechten Blitzschutz "überfordern". Denn ein Blitzschutzsystem wird in der Planung für einen maximalen Blitzstrom ausgelegt.
Deshalb ist es wichtig, ein Blitzschutzsystem auch regelmäßig zu überprüfen und ggf. auf den aktuellen Stand zu bringen.
Dass es in den Glockenturm und nicht in die Kirche eingeschlagen hat, ist für eine Blitzschutzfachkraft nicht verwunderlich. Denn mit Hilfe des sogenannten Blitzkugelverfahrens können die Fachkräfte die möglichen Einschlagstellen bestimmen - und meistens stellt sich heraus, dass hohe Objekte wie Kirchen oder Strommasten keinen so großen Schutzbereich vor Blitzeinschlag bilden als gedacht.
Quelle: Dresdner Neueste Nachrichten 14.09.2017